Dienstag, 1. November 2011

Liebe geht durch den Magen oder die lokale Gastronomie



Gedanken über „das harte Brot“  

Die Gastronomie (aus griechisch γαστήρ gastēr „Bauch“ und griechisch νόμος nomos „Gesetz“: „Gaststättengewerbe“; „feine Kochkunst“) ist in der deutschen Sprache der Teilbereich des Gastgewerbes, welcher sich mit der Verköstigung von und dem Ausschank an zahlende Gäste in Gaststätten befasst. Gastronomie ist eine Dienstleistung, und ein Teilbereich der Gemeinschaftsverpflegung. (Quelle Wikipedia)

Eine kleine Bestandsaufnahme
Es kommen immer wieder engagierte Menschen aus aller Welt auf die Halbinsel  Samana – speziell nach Las Terrenas und auch hier nach Las Galeras. Sie haben alle einen Traum und möchten hier zumindest zu einem Teil in Ruhe leben. Die einen haben genug Rücklagen, um sich das auch leisten zu können. Andere denken dabei konkret an eine neue Existenz. Ein paar von ihnen eröffnen dann ein Restaurant, weil sie glauben, dass man damit in einem relativ jungen und aufstrebenden Touristenort schnell viel Geld verdienen kann. Die nötige Infrastruktur ist in vielen Fällen ja bereits vorhanden, denn es gibt hier Mietobjekte wie Sand man Meer. Die landläufige Meinung ist - allzu kompliziert sei das ja nicht – man muss dazu nur gut genug sein.

Am Anfang glaubt fast jeder von den „Newbies“ der derzeit Beste zu sein. Schließlich hat er Geld investiert und eine gutes Konzept. Er tut das, was er glaubt zu können – er kocht entweder selber oder lässt andere nach seinen Ideen für sein erklärtes Zielpublikum - die Touristen kochen. Oder er eröffnet eine Bar, weil man mit Getränken bekanntlich am meisten verdient. Er serviert ihnen und seinen neuen lokalen Freunden das auf dem Teller oder im glas das, was er selber am meisten mag/kann und glaubt natürlich, damit den Vogel abzuschießen. Neue Besen kehren immer gut, sagt man ja bekanntlich.

Ich selber weiß aus Erfahrung, das ist hier mitunter ein sehr hartes Brot und trotz karibischer Leichtigkeit des Seins sicherlich keine leichte Aufgabe. Aber, da man ja in der Karibik ist, um das Leben etwas mehr zu genießen, hat der neue ausländische Pächter oder Restaurant - Inhaber meist tagsüber geschlossen, weil die Gäste zu der Zeit eh am liebsten im Hotel am Strand liegen, oder irgendwo unterwegs sind. Denn die genießen ihren Urlaub, dazu sind sie hier! Er öffnet also erst gegen Abend. Für die Routine - Arbeiten wie das Putzen, Einkaufen, das Restaurant Vorbereiten hat er schließlich seine netten Angestellten. Er selber ist dann persönlich da, wenn die Gäste kommen, denn er ist der Gastgeber! Hier auf dem Land bleiben die Lokale jetzt sonntags mehr und mehr geschlossen, denn Sonntag ist Ruhetag. Auch gut, denn dann hat sich das Problem mit dem freien Tag für dir Angestellten von selbst geregelt.

Unser „Jungwirt“ möchte wie die Meisten die internationalen Touristen als Hauptklientel. Da diese wegen sprachlicher und mentaler Verständigungsprobleme am liebsten zu ihren eigenen Landsleuten gehen, findet schnell so etwas wie eine Selektion statt. Residenten, die bereits hier lebenden Ausländer, verhalten sich übrigens ähnlich. Bei jeder Neueröffnung kommen die „sogenannten“ lokalen Spezialisten und Residenten und diese testen den „Jungwirt“ nach ihrem persönlichen Goodwill aus. Nun muss er Farbe bekennen und zeigen, ob er ihnen auch genehm ist. Das ist sicherlich überall auf der Welt gleich! Es geht hier manchmal sehr ruppig unter Residenten und Wirten zu. Touristen fällt das eher weniger auf, denn sie kommen und gehen wieder. Um sich wirklich nachhaltig zu etablieren, braucht es hier einen lagen Atem, um sein Ding gut durchzuziehen. Genau hier platzen die vielen Träume so schnell wie Seifenblasen und so mancher macht dabei eine ordentliche, vor allem finanzielle Bauchlandung. Die Einzigen die davon letztendlich immer profitieren, sind in der Regel die Vermieter der Lokale. Denn ein neuer Mieter bedeutet immer frisches Geld und frische und engagierte Leute. So wechseln manche Lokale in jeder Saison die Pächter und es ist wie beim Roulette – „rien ne va plus!“

Daneben gibt es die allgegenwärtigen dominikanischen Comedors, die beliebten Straßenlokale der Einheimischen. Ich meine damit nicht die pittoresken Strandlokale an den beliebten Stränden von Samana. Comedors sind die Lokale, die meisten und gut sichtbar direkt an der Hauptstraße sind. Die Lage ist sehr wichtig. Comedors sind, je nach Lage, auch die gern besuchten Lokale der weltoffenen Menschen (Touristen) ohne Berührungsängste aus aller Welt. Denn dort kann man jeden Tag, meist bereits schon mittags, sehr einfach und vor allem recht günstig essen. Man bekommt zwar meistens das Gleiche vorgesetzt, denn das ist das, was Dominikaner von solchen Lokalen erwarten – große Portionen zu günstigen Preisen ohne großen Schnickschnack. Schnickschnack ist was für die Ausländer – Wirte. Den Touristen fällt diese kulinarische Monotonie eher weniger auf, weil sie in der Regel in ihrem Hotel essen und diese Comedors nur sporadisch aufsuchen. Meist geschieht das in Kombination mit einer Touristen - Exkursion. In diesen Lokalen geht es nicht groß um besondere Vielfalt oder Abwechslung, es geht in erster Linie um bezahlbare Sättigung. Das ist neben dem typischen Fastfood der vielen Straßenverkäufer die gute Dominikanische Hausmannskost und je nach Köchin schmeckt das Ziegenragout zwar überall etwas anders, aber man weiß hier eigentlich genau, was man zu erwarten hat. Der persönliche Sympathiebonus entscheidet bei den Dominikanern, wo man zum Mittagessen Halt macht. In Comedors arbeiten hauptsächlich die Damen und zum Essen kommen die Herren. Die typischen Gäste sind z.B. „die Könige der Landstrasse“ sprich die vielen gewerblichen Chauffeure, Lastwagen - und Taxifahrer. Daneben sind es Arbeiter und Angestellten, welche es sich leiten können oder die keine Möglichkeit haben, gut Dominikanisch zuhause zu essen. In diesen lokalen wird sehr viel Take Away verkauft, also essen zum Mitnehmen oder für zuhause.

Soweit das lokale Geschehen
Um was geht es also, wenn man Geld verdienen möchte?  – Der ausländische Wirt ist in der Regel sehr teuer, denn er beruft sich bei seinen Preisen auf die für ihn sehr hohen Einkaufspreise und die anfallenden und orbitanten Kosten wie Miete, Energie, Angestellte und Steuern. Der Dominikaner kocht weder aufwendig noch außergewöhnlich – es gibt was es gibt. Die Ware wird via Beziehungen vom Bekannten geliefert oder er kauft auf dem Markt ein und nur das Notwendigste in den teuren, lokalen Geschäften. Hier ist zur Mithilfe meistens die eigene Familie im Einsatz. Normale Angestellte gibt es hier eher nicht. Die  Miete fällt hier meistens weg, denn viele betreiben ihr Geschäft im eigenen Haus. Die Energiekosten fallen weit weniger an, weil hier alles recht rudimentär zugeht und man täglich frisch kocht. Steuern und zu begleichenden Abgaben stehen auf einem ganz anderen Blatt.

Fazit
Also macht der Comedor eher das Geschäft und der Europäer wartet auf die speziellen Gäste, die Touristen. Wenn 80 % der Gäste in einem All Inklusive Hotel untergebracht sind, kann er unter Umständen sehr lange warten. Das ist die Realität!

Erklärend!
Wie ich schon erwähnte, muss man in einem Comedor keine gastronomischen Höchstleistungen erwarten, weil dazu das internationale Fachwissen schlicht fehlt oder eigentlich gar nicht erwartet wird. Bei den vielen ausländischen Gastronomen bekommt man die meistens auch nicht, denn die wenigsten kommen aus dem Fach. Entscheidend ist hier letztlich der Kostenfaktor. Hier ist es oftmals die „gastronomische“ Konkurrenz. Unter beiden Fraktionen hat sich untereinander einer Art Preisabsprache entwickelt. Wer glaubt, mit Dumpingpreisen zu gewinnen, der täuscht sich und bekommt womöglich Ärger. Das gilt vor allem bei den Getränken. Hier geht es um das übliche Basisangebot. Spezielle Dinge haben wie überall ihren „speziellen“ Preis – nun fragt sich was ist speziell? Speziell ist zum Beispiel ein echter „italienischer“ Espresso aus einer „echten“ Espressomaschine. Da zahlt man zum Teil den Preis pro Tasse, den man für ein Pfund guten dominikanischen Kaffee im Laden hinlegt – wer kann der darf! Der Preis wird vom Italiener und den Anderen bezahlt…

Nehmen wir neben dem rudimentären Getränkeangebot das Fleisch, den Fisch und die Grundnahrungsmittel. Eigentlich sollten diese auf dem Land zu annehmbaren Preisen zu haben sein. Fehlanzeige! Je weiter ein Ort von Santo Domingo entfernt ist, umso teurer wird es. Dort sind die Lieferanten und Großhändler. Das Gleiche gilt für frisches Gemüse. Gemüsehauptanbaugebiet ist das Cibao und die Gegend von Constanza. Je weiter man von dort weg ist, umso teurer wird die Tomate.  Der Fisch – kommt bekanntlich frisch aus dem Meer, stimmt  - und das liegt quasi vor der Haustüre! Das Problem ist, das es immer weniger Fisch gibt, von Meeresfrüchten und all dem edlen Zeug ganz zu schweigen.  Denn die  lokalen Riffe sind wegen Gier und Dummheit so gut wie leer gefischt. Außerdem haben auch die lokalen Fischer ihre Preise längst sauber abgesprochen, genau wie die Fischhändler. Freie Marktwirtschaft ist also ein Fremdwort und wird zum Teil mit Prügel bestraft.

Soweit ein kleiner Exkurs in das harte Brot der lokalen Gastronomie!

Keine Kommentare: