Freitag, 31. August 2012

Casa de Norma Renovation

Wir erneuern gerade unser Dach

Falls es morgen nicht regnet, haben wir bald wieder ein dichtes Palmendach. Das alte Dach muss koplett erneuert werden - damit sie auch in Zukunft wieder im Trockenen sitzen, falls es bei uns regnet.

Ausserdem haben wir endlich das Pissoir für die Herren erstellen können.

Und ein neuer Eingang soll für mehr einheimische Stimmung sorgen!

Herzlich willkommen


Norma, Manzana und das Team

Dienstag, 7. August 2012

Was ist Wertschätzung


Wenn man einen Archäologen nach dem Sinn seiner Arbeit fragt, der die Frage nicht falsch versteht, bekommt man sicher eine umfassende und fachliche Antwort…

Wenn man einen Historiker und Soziologen das Gleiche fragt wird er einem was über die geschichtliche Entwicklung und den heutigen Nutzen einer Sache für die Menschen erzählen…

Frag man das einen Kaufhausdetektiv, wird er ihnen, falls er sie kennt, die Maxime des Unternehmens erläutern, um sie danach mit gemischten Gefühlen stehen zu lassen. Er müsse arbeiten….

Wenn ich den Besitzer eines der alten und halbverfallenen Häuser von Sanchez frage, was eigentlich Wertschätzung sei, wird er mir wahrscheinlich sagen, das ihm leider das Geld für mehrere Camions Zementbausteine, Zement, Armierungseisen, ect fehlt. Eventuell entschuldigt er sich für den schlimmen Zustand seines alten Hauses. Aber wenn dann irgendwann das neue Haus steht, soll ich ihn auf jeden Fall wieder besuchen kommen! Koloniale Holzhäuser – so ein alter Schrott!

Historiker haben was mit in alten Büchern und in Archiven rumstöbern zu tun. Das ist die landläufige Meinung. Bauherren haben meistens klare Vorstellungen von ihren Projekten. Internationale Touristen, die z.B. langersehnt endlich Europa besuchen, lieben vor allem gut renovierte alte Schlösser, schmucke Ortschaften und historische Städte. Das wissen sie zu schätzen und bewundern diese toll renovierte Kultur. Und umgekehrt, wie läuft das hier bei uns?

Aus den bunten Katalogen der Reiseveranstalter und aus den meisten Webseiten ist der Begriff vom „karibischen und typischen Fischerdorf Las Terrenas“ langsam verbannt, wenn es dabei um das Las Terrenas von heute geht. Las Terrenas ist schließlich die touristische Metropole der Halbinsel Samana. Heute nennt man den Ort in einem Zug mit Cabarete, Boca Chica, Sosua, ect.

Historie? Dafür habe man Santo Domingo! Geballte Historie sozusagen! Der „kleine“ Samana Ort Sanchez wird stattdessen nur recht selten oder höchstens am Rande und meistens im Zusammenhang mit einer Tour nach Los Haitises erwähnt oder besucht. „The rotten Charme of Sanchez!“ Der Ort genießt somit weniger Wertschätzung, was eigentlich völlig unbegründet ist, denn es gibt fast keinen geschichtsträchtigeren Ort auf Samana. Kennen sie Sanchez? Man muss sich da hineindenken!

Samana oder Santa Barbara bemüht sich seit geraumer Zeit vehement, einen guten Eindruck bei den tausenden Tages - Gästen zu machen. Das sind vor allem die vielen Kreuzfahrttouristen, die den Ort via Landgang in der rund halbjährigen Kreuzfahrt - Saison von November bis Mai ansteuern und „kennenlernen“.

Wenn man in Santa Barbara im kulturell sehr interessanten Walmuseum nachfragt, wie viele der tausenden Tages - Touristen sich dorthin letztlich verirren, erhält man eine klare Antwort. Wenn die Buckelwale statt zu singen, sprechen könnten, würde man von ihnen wahrscheinlich auch eine klare Antwort bekommen. Ob das jedoch die professionellen und lokalen „Walflüsterer“ interessiert, steht auf einem ganz anderen Blatt. Das Gleiche gilt für die lokalen Straßenverkäufer, die einem in der kurzen Walsaison zu einer Whalewatchingtour überreden wollen. Historische Attraktionen in Santa Barbara? Heute geht man ins Taino Museum – das ist geballte Historie. So zumindest sehen das die Anbieter auf den Kreuzfahrtschiffen und die Verkäufer hier an Land und vor Ort. Samana Brücke, Englische Kirche, die Amerikaner von Samana – wen interessiert denn das?

Wenn man im Moment die Ladenbetreiber im karibisch bunten Pueblo Principe, dem neue Wahrzeichen von Santa Barbara fragt, wie es ihnen geht, dann schlagen viele von ihnen die Hände über dem Kopf zusammen, sofern sie überhaupt selber da sind. Tote Hose, nix los, keine Kunden…! Wenn´s dann aber wieder zur Sache geht und so eine riesige Aida (bekanntes Kreuzfahrtschiff) oder gleich zwei in der Bucht liegen, kann man eine ähnliche Beobachtung machen. Denn dann sind sie alle da, all die lizenzierten Verkaufsstandinhaber, die fliegenden Händler, die Taxifahrer mit Taxi und Kleinbus und praktisch alle großen und kleinen lokalen Touranbieter. Die Devise der Gäste, die da rumlaufen scheint aber zu lauten: Gucken ja… kaufen doch eher nicht…. Warum? Zu teuer, zu viel Ramsch auf einem Haufen und vor allem – die meisten verkaufen ja das Gleiche!

 Nach dem man am 10 Souvenirstand vorbeispaziert ist, hat man eigentlich alles gesehen…Und jetzt?  Ein Ami meint lapidar …. diese vielen Bilder sehen irgendwie alle gleich aus! Das gleiche stellt auch der Russe oder Österreicher fest und der ärgert sich, dass er an Bord nicht die angebotene ATV Quadtour z.B. nach El Valle gebucht hat. Oder mit dem Boot auf die Cayo Levantardo oder in den Nationalpark Los Haitises. Das meinte zumindest der nette Verkäufer im Tourbüro an Bord. Dort verkauft man die Halbinsel Samana im sieben Stunden Takt, denn solange sind die Leute hier unterwegs, bevor es weitergeht zur nächsten Insel und dem nächsten Hafen mit Landgang.

Also die Quadtour? Das sei schließlich was für richtige Kerle. Wenn´s so richtig schön trocken auf der schlechten Piste ist, regt sich der „sportliche“ Quadpilot über den wahnsinnigen Staub auf. Er vermisst eine Schutzbrille, Kopfbedeckung und einen Mundschutz.  Es sei denn, er bekommt vom Veranstalter einen Helm. Die Gattin klammert sich derweil hustend an ihn. „Vor lauter Staub sieht man ja gar nichts…“ brüllt sie ihm ins Ohr.  Sie sehen scheinbar auch nicht die Kinder am Straßenrand, die da die Hände hochhalten und Dollar, Dollar rufen. Aber das ist eine andere Geschichte und eine Unsitte der Kinder. Aber eben, viele machen es – das verstehen sie unter Tourismus. Was die Eltern dazu sagen, will ich hier nicht interpretieren.

Staub ist nicht gut fürs Geschäft! Soviel ist klar, genauso wenig wie tiefe Schlammlöcher bei Regen oder danach. Die zum Teil extrem schlechte Piste fordert ganz davon abgesehen ihren Tribut. Das wissen die Vermieter! Aber das ist ATV. Die Tour war eigentlich „für den Arsch!“ Das meint so mancher Kreuzfahrtgast am Abend; wieder zurück an Bord seines Traumschiffes. So resümiert er nach der reinigenden Dusche an der Bordbar zum Thema persönliche Wertschätzung. Historische Bauten habe er eigentlich überhaupt nicht gesehen, dafür aber viele bunte und gemalte Bilder, die alle irgendwie vom selben Maler stammen müssen. Eine Menge bettelnde Kids am Wegrand seien vor allem seiner Frau aufgefallen und durch den Staub hatte er dafür ständig den Hintern der Frau des ihm vorausfahrenden Mitreisenden im Blick. Man kann sich schließlich nicht alles aussuchen, denkt er bei sich! Ach ja, viel Natur – so schön grün war’s dort und die Playa von El Valle war wirklich sehr schön, noch so völlig unverbaut. „Wie lange das noch so sein wird?“ wirft seine Frau fragend ein… sehr gute Frage, gnädige Frau!

Der versierte Barmann bereitet bereits die nächste Runde für „seine“ Gäste vor. Sie sitzen jeden Abend zur gleichen Zeit hier an der Deck - Bar und die Frau des Amerikaners meint versöhnlich, „Jonny – ohne sie und ihre leckeren Drinks wäre diese Kreuzfahrt eigentlich nur halb so schön!“ Die anderen stimmen ihr begeistert zu und Barmann Jonny, der eigentlich Juan - Manuel heißt, freut sich wie jeden Abend auf das fette Trinkgeld nach dem gemütlichen Gelage. Er stammt aus der Dominikanischen Republik und lebt schon lange in Miami. An Bord steigt er in Fort Lauderdale, dem Ausgangshafen der meisten Kreuzfahrtschiffe in der Karibik. Er bedient am liebsten Amerikaner und Kanadier an seiner Bar – Europäer gäben so gut wie kein Trinkgeld. Die wüssten seine Arbeit anscheinend nicht richtig zu schätzen…All Inklusive heißt das zwar, aber Amerikaner wüssten schließlich, was sich gehört.  Das ist für ihn Wertschätzung!

Samstag, 4. August 2012

Wenn einem das Schicksal ständig einholt oder der ausgediente Hühnerflüsterer


Wenn´s kalt ist, braucht man einen Ofen! Wenn man Durst hat, was zu trinken und das mit dem Hunger ist eigentlich auch  klar.

Essentiell könnte man dazu sagen – oder lebensnotwendig! „Wenn´s stürmt oder regnet, braucht man ein Dach über dem Kopf!…. Das meinten zumindest unsere Hühner, als Argument, warum sie gerne bei uns im Restaurant auf den Bänken hocken. Ich war davon nachhaltig genervt und vor allem nervten mich dauernd die Enten. Die hocken zwar nicht wie die Hühner auf den Bänken, aber dafür watscheln sie vor allem im überdachten Bereich ständig rum und scheissen dabei ganz nebenbei alles voll. Mich nervte das dermaßen, dass ich zur Tat schritt. Hühner sind ja sehr praktisch und bekanntlich allumfassend verwertbar. Enten dagegen eher nicht, aber so eine leckere Ente, ein Enten - Confit oder so ein zart gebratenes Entenbrüstchen; das hat schon was. Ente gut – alles gut!…

Nun, der „Enten - und Hühnerpalast“ steht jetzt! Das ist ein imposantes Ding geworden und sicher der größte private Hühnerstall im ganzen Barrio. Vor allem, wenn die anderen Leute hier so was nicht haben oder kennen, denn bei denen rennt wie bei uns bis jetzt das Viehzeug wild ums Haus herum. Das ist obligao, tipico oder schlicht normal. Das lustige Hühnerleben auf den dominikanischen Campo. Jetzt sind die Viecher zumindest bei uns alle im Stall und ich brauch mich nicht mehr über diese beschissene Situation aufregen. Friede herrscht!

Ob ich den Hühnern damit was Gutes getan habe, weiß ich noch nicht. Mir ist jedenfalls jetzt wohler und darum geht’s doch in erster Linie. Ich denke eben praktisch, bin nach wie vor kein Dominikaner und leicht egoistisch. Meine dominikanische Familie gewöhnt sich sicher auch dran, dass die Hühner jetzt im Knast sind. Diese Änderung der täglichen Routine wird sich sicher auch einspielen. Denn es gibt hier ja so was wie den Hühnerrufer oder Hühnerflüsterer. Genau wie der Hahn morgendlich und hier auch tagsüber kräht, ruft der Hühnerrufer bewaffnet mit getrocknetem Mais morgens seine Lieben zur Fütterung zusammen. Er freut sich stets, wenn alle brav angewackelt kommen, denn das funktioniert auch bei den Enten. Dabei zählt er seine Lieben durch und siehe da, da kommt sogar die verschollene Mama Henne mit ein paar frisch geschlüpften Küken aus dem Busch und die Freude ist groß. Nachwuchs!

Wie viele von den jungen Hühnerküken letztlich in ein verwertbares Alter kommen, liegt hier nicht im Entscheidungsbereich des Hühnerflüsterers. Denn wäre er ein normaler Hühnerhalter, würde er sich nicht nur auf das füttern beschränken. Der Hühnerflüsterer hingegen füttert, was kommt und das war´s…! Das nennt man beim Biobauern Freilaufhühner. Hier laufen alle Hühner sehr frei rum, im Gegensatz zu den Geflügelfarmern mit Legebatterien und Batteriehaltung. E gibt da aber den entscheidenden und typischen Unterschied. Viele Küken kommen hier in ihrem jungen Hühnerleben irgendwie unter die Räder und landen ohne Absicht, aber verfrüht, im Hühnerhimmel. Sie gehen dorthin, ohne den Umweg über einen Grill oder altershalber den Suppentopf zu nehmen. Absolut einfach! Für mich war das bis jetzt nicht richtig nachvollziehbar. Und weil das sicher auch in Zukunft bei mir so sein wird, baute ich diesen Riesenkäfig.  Und siehe da, es funktioniert. Nun findet hier im direkten Umfeld so was wie ein Lernprozess statt! Denn fremde Hühner begehen bei uns Hausfriedensbruch und das ist dann der Grund, verfrüht auf dem Grill zu landen oder im besten Fall für Huhn und Besitzer im Knast. Denn bei uns scheisst kein Huhn mehr ungestraft ins Restaurant