Sonntag, 14. Dezember 2014

La Casa de Norma – unser kurzer Jahresrückblick 2014



Alle Jahre wieder.... Speziell zur Festzeit denkt man gerne über das nun fast vergangene Jahr nach!  Warum ist Weihnachten nicht im Sommer…?

Das Jahr 2014 begann  sehr vielversprechend! Wir bauten unsere „neue“ Küche und renovierten das Restaurantdach. All das geschieht nicht von heute auf morgen, sondern wie hier üblich poco a poco. Wir leben hier im Manjana -  oder Ahoritaland;  dieses Land hat bei Kennern viele Namen.  Aber wir waren dabei stets guter Dinge!

Ich selber gebe mich mehr und mehr ruhig… ich übe nach wie vor Gelassenheit - Ein Prozess, der mir einen besseren Schlaf beschert. Um den Schlaf ist es seit Jahren nicht besonders gut gestellt. Ich wechsle die Tastatur mehr und mehr mit anderem Werkzeug wie Hammer, Machete, Säge etc. Das gibt einem ein gutes Gefühl, wenn man lauter Dinge um sich sieht, die man selber gemacht hat…
Was geschah 2014? Kinder werden flügge…. So erging es in dem sich dem Ende zuneigenden Jahr auch meiner Norma. Da sie derer vier hat, musste sie nun klar erkennen, das 2014 ein Jahr der Veränderung werden wird. Aus ihrem „kleinen“ Joneli war zwischenzeitlich längst ein junger Mann geworden. Wir registrierten sein Erwachen vor allem durch das innige Verhältnis zur modernen Technik . In diesem Fall war es sein allzeit präsentes Smartphone. Er schien förmlich damit zu verschmelzen…. Aber das scheint heute (zumindest hier)   allgemeinüblich zu sein. Andererseits kam er in die Phase eines eher gelangweilten Schulabgängers… oder ihm stand der Wechsel an eine andere Fakultät bevor.

Sein Wunsch nach Veränderung brachte ihn diesem Ziel erheblich näher. Kurz gesagt - heute lebt er hoffentlich zufrieden, wie bereits  zwei seiner älteren Brüder in Puerto Plata und meistert dort die Hürden seines  noch jungen Daseins.  Wohlbehütet unter er Obhut seines ältesten Bruders Manuel. Dieser trägt nun die Verantwortung für den jungen Mann!

Der  Zweitjüngste – Juan Carlos – trägt heute stolz die Uniform des örtlichen Animationsteams aus dem Casa Marian Hotel - Ressort. Dort verdingt er sich sein aktuelles Uni - Studium…. Was er letztlich als seinen Beruf bezeichnen wird, steht derweil aber noch in den Sternen.  Aber die Arbeit liegt ihm… er ist in stetem Kontakt „mit der touristischen Welt“! Ab und an schaut er zuhause vorbei!

Genau diese lässt hier bei uns immer noch zu wünschen übrig – sie ist da draußen, unten am Strand. Das Los, nicht am „karibischen Puls“ zu sein, der da Meerblick oder Strandlage bedeutet ist der naheliegende Grund, nicht jeden Tag Menschen aus aller Welt zu bekochen oder zu bewirten. Eventuell mag es naiv von uns sein, darauf zu hoffen, das“ gut Ding eben Weile braucht“... 
Fact ist - die Halbwertszeit eines touristischen Aufenthalts verkürzt sich für die Gäste mehr und mehr und wenn heute jemand 14 Tage in den Genuss kommt, Karibik in Las Galeras zu genießen,  dann sind diese allzu schnell vorbei.  Ehe man sich versieht, sitzt man wieder im Flieger und  La Casa de Norma wird dann oft auf den nächten Aufenthalt vor Ort verschoben…. Nur wer uns fest eingeplant hat, der genießt die Ruhe auf dem Campo vor Ort.

Der Eine geht die Andere kommt. Neues, festes Mitglied in der Casa de Norma ist seit dem Sommer Milagro;  Milagro ist Normas Mutter.  Im Jahr 2013 erlitt sie einen Schlaganfall. Seither ist sie behindert. Sie war letztes Jahr schon mehrere Monate bei uns. Nachdem in diesem Jahr ihr langjähriger Lebenspartner verschieden ist, haben wir sie ganz zu uns  genommen und die alte Dame verbringt nun ihren Lebensabend hier mit uns vor Ort. Das bedeutet einerseits viel Verantwortung und andererseits karibische Gelassenheit. Durch den Schlaganfall behindert, kann sie nicht mehr sprechen, ist nicht mehr mobil und sie braucht viel Zuwendung.

Das Jahr 2014 war vor allem das Jahr der Mücken – Moskitos sind hier bekanntlich  allgegenwärtig. Es hat sich hier aber wie im ganzen Land eine neue Sorte der Plagegeister breitgemacht. Das mussten wir, wie so viele vor Ort oder im ganzen Land schmerzhaft feststellen.  Der Chicungunya - Virus hat uns hier alle erwischt…. Und damit die volle Bandbreite  der neuen Plage.  Es setzte allem eins obendrauf und das  war oder ist nicht besonders angenehm. Profitiert davon haben alle, die Schmerzmittel verkaufen und andere Behandlungen anbieten. Heuer ist wieder Ruhe an der Mückenfront eingekehrt oder wir sind mittlerweile alle resistent.

Es gab 2014 sehr schöne Begegnungen mit neuen Gesichtern aus aller Welt. Menschen von nah und fern  traten in unser ländliches Leben,  alte Bekannte und Gäste schauten gerne bei uns vorbei.  La Casa de Norma wird darum mehr und mehr zu dem… was sie sein will – ein Ort der Begegnung. Dass wir davon leben könnten, kann ich leider noch nicht behaupten. Alles braucht seine Zeit. Darum danken wir allen, die 2014 an uns gedacht und uns bedacht haben und gerne bei uns waren. Auch die jenen, die uns über kurz oder lang in Zukunft besuchen werden, gilt dieser Dank.  
Es gäbe noch viel zu erzählen…  aber wir sind ja da und wen es interessiert, dem berichte ich persönlich vor Ort …


Joneli - der Jüngste - lebt jetzt in Puerto Plata

Juan Carlos - hier mit Vogel (hat keinen Vogel) - er ist Animateur im Casa Marina Las Galeras (Grand Paradise Ressort)

Milagro mit Spazierstock - Normas Mutter lebt jetzt bei uns

Donnerstag, 4. Dezember 2014

Karibische Kastanien - Breadnut -(Artocarpus camansi)


Pflanzen & Warenkunde

Gibt es Kastanien in der Karibik? Der sogenannte Brotnussbaum (Brotfrucht / Breadfruit), produziert eine große grüne Frucht, die mit kleinen Haken bedeckt ist. Es gibt vor Ort unjd weltweit verschiedene Sorten, die alle fast gleich oder ähnlich aussehen;  da wären die Brotfrucht, die Brotnuß  und  die Jackfrucht. Was ich meine, ist hier auf Samana die Brotnuss oder als Castana bekannt.

links Brotfrucht - rechts Brotnussfrucht

links Brotfrucht - mitte Norma - rechts Brotnussfrucht

Brotnüsse oder Castanas sind die sehr  vielseitigen  Samen der Brotfrucht. Sie können  gekocht,  gebacken oder geröstet verzehrt werden. Aus der gekochten Kastanie kann man karibische Vermicelles (Kastanienmus) machen. Wenn man sie an der Luft trocknet (haltbar gemacht) und sie später kocht, munden sie  zum Beispiel als Einlage in  Suppen oder Sancochos.  Aus getrockneten Samen lässt sich zudem ein nahezu perfektes  und glutenfreies Mehl für Backwaren, Brotfruchtbrot oder diverse Kuchen herstellen. Auch dieses ist bedingt lange haltbar.

Man kann prolemlos auch seinen Einen Brotnuss - Baum pflanzen
Bei richtigen Bodenverhältnissen, (lockerem Boden mit guter Drainage und bei tropischen Temperaturen, wenn möglich über 30 Grad C) , reproduzieren sich die  Samen  ohne grosses Zutun von alleine.  Die gewachsenen Bäume sind sehr schnell wachsend und produzieren bei gutem Wachstum bereits  nach nur 2 Jahren erste Früchte.

Wenn die Kastanien bereits am Boden liegen....
Wenn Sie das Fallobst des Baumes  innerhalb der ersten Tage vor Ort finden, werden die Samen nahe beieinander in ihrer matschigen Frucht liegen. Das sieht nicht sehr appetitlich aus! Denn das reife Fruchtfleisch zersetzt sich sehr schnell in der tropischen Umgebung. viele Tiere liebe dieses Fallobst – auf einer karibischen Kuhweide werden die Kühe wahrscheinlich schneller sein als der Mensch. Trotzdem sollte man sich nicht entmutigen lassen.  Wenn Sie die Samen nicht selber suchen, sind diese schnell  in Ihre Wiederproduktionsprozess fortgeschritten, um von ihnen als Nahrung  verwendet zu werden. Unreife Früchte sind nicht besonders schmackhaft. 

Aber keine Angst,  verwenden Sie z.B. die großen Blätter der Bäume, um das Fallobst für die Verarbeitung zuhause zu bergen.  Das  breiige Fruchtfleisch sollte sie jedoch nicht abschrecken.
Der feste Samen ist von einer schützende Hülle (Pulpe) umhüllt. Befreien sie zuhause  die Samen durch das Entfernen der Pulpe . Und dann können sie die Kastanien weiter verarbeiten.

Kastanien verarbeiten....
Kochen, Backen oder Braten sie die Samen (Nüsse) je nach ihrem weiterem Verwendungszweck. Wenn sie die Kastanien kochen, ritzen sie sie zuvor mit einem Messer kurz ein. Dann lässt sich die Schale später besser entfernen. Je nach Verwendungszweck sollten sie genug Salz oder Zucker in das Kochwasser geben und auch andere geschmacksgebende Gewürze. Die Kastanien sind fettarm und sehr reich an Eiweiß.
Ich selber gebe die weiteren Gewürze erst nach rund 20 Minuten in das siedende Kochwasser.  Wenn sie weich sind lassen sie die Kastanien auskühlen. Es gibt noch eine harte und eine weiche Schale, die vor dem Verzehr entfernt werden muss. Man man kann diese  mit dem Daumen knacken und dann schälen. Es ist etwas aufwendig... und nicht alle sofort aufessen (obwohl die sehr lecker sind...)

Roh essen? https://www.youtube.com/watch?v=B6aXAN3DqGU



Weitere Brotnuss und Brotfrucht Links: 

Deutsche Infos über den Brotnussbaum: http://deutsch-themen.de/artocarpus_camansi


The Breadfruit Institute: http://ntbg.org/breadfruit/   englisch

Alternative zur Kartoffel – Brotfrucht: http://www.essen-und-trinken.de/brotfrucht#  

Fotos:  

gekochte Brotfrucht - Kastanien

reife Frucht

aufgebrochene Frucht

Fruchtquerschnitt einer rohen unreifen Frucht



ganz junge Pflanze


frucht in der Pulpe

Fallobst

fertig zum Kochen oder verarbeiten

Detail



Das „Storytelling“ in der Kulinarik


Wer kocht und sich nicht ganz sicher sein muss, dass das Menü den üblichen Vorstellungen entspricht, kann ganz andere Maßstäbe setzen als der konventionelle Koch.  Er kann seinen Gästen  etwas servieren, was diese vermutlich noch nie gegessen haben. Das ist meiner Meinung nach sehr spannend: Erstens können die Genießer nicht groß vergleichen und zweitens sind viele von der Exotik der Zutaten und von den Beschaffungsmühen beeindruckt, wenn man sie daran teilhaben lässt. Drittens kann man die Speisen mit der eigenen, spannenden Geschichte garnieren. Das ist übrigens das Geheimnis des Edel-Gastronomen in aller Welt und auch des Slow-Food-Kochs, der begriffen hat, wie wichtig das „Storytelling“ in der Kulinarik heute geworden ist. Ich schließe mich diesem Trend seit Jahren an, denn ich bin ein überzeugter Slowfood Koch.

Es bedeutet nicht, das man nicht kochen können muss – im Gegenteil. Eine fundierte Ausbildung und Praxis gehört zum guten Handwerk und erst im Lauf der Zeit entscheidet man sich für den eigenen Weg. Das kann verschiedene Gründe haben. Bei mir war es der ständige harte Wettbewerb und dabei stets steigende Anspruch und Aufwand in der Küchenoberliga. Irgendwann war ich das leid. Der ständig auf die Spitze getriebene Perfektionismus hat mir die Lust am Kochen und meine ungebrochene Kreativität vermiest.

Somit habe ich einfach aufgehört mitzuspielen und von da an mein eigenes „Süppchen gekocht“. Ein Schritt, den ich bis heute noch nie bereut habe.  Viele bezeichnen mich heute als Crossover Koch, unkonventionell, etc. Ich kann damit leben.