Samstag, 4. August 2012

Wenn einem das Schicksal ständig einholt oder der ausgediente Hühnerflüsterer


Wenn´s kalt ist, braucht man einen Ofen! Wenn man Durst hat, was zu trinken und das mit dem Hunger ist eigentlich auch  klar.

Essentiell könnte man dazu sagen – oder lebensnotwendig! „Wenn´s stürmt oder regnet, braucht man ein Dach über dem Kopf!…. Das meinten zumindest unsere Hühner, als Argument, warum sie gerne bei uns im Restaurant auf den Bänken hocken. Ich war davon nachhaltig genervt und vor allem nervten mich dauernd die Enten. Die hocken zwar nicht wie die Hühner auf den Bänken, aber dafür watscheln sie vor allem im überdachten Bereich ständig rum und scheissen dabei ganz nebenbei alles voll. Mich nervte das dermaßen, dass ich zur Tat schritt. Hühner sind ja sehr praktisch und bekanntlich allumfassend verwertbar. Enten dagegen eher nicht, aber so eine leckere Ente, ein Enten - Confit oder so ein zart gebratenes Entenbrüstchen; das hat schon was. Ente gut – alles gut!…

Nun, der „Enten - und Hühnerpalast“ steht jetzt! Das ist ein imposantes Ding geworden und sicher der größte private Hühnerstall im ganzen Barrio. Vor allem, wenn die anderen Leute hier so was nicht haben oder kennen, denn bei denen rennt wie bei uns bis jetzt das Viehzeug wild ums Haus herum. Das ist obligao, tipico oder schlicht normal. Das lustige Hühnerleben auf den dominikanischen Campo. Jetzt sind die Viecher zumindest bei uns alle im Stall und ich brauch mich nicht mehr über diese beschissene Situation aufregen. Friede herrscht!

Ob ich den Hühnern damit was Gutes getan habe, weiß ich noch nicht. Mir ist jedenfalls jetzt wohler und darum geht’s doch in erster Linie. Ich denke eben praktisch, bin nach wie vor kein Dominikaner und leicht egoistisch. Meine dominikanische Familie gewöhnt sich sicher auch dran, dass die Hühner jetzt im Knast sind. Diese Änderung der täglichen Routine wird sich sicher auch einspielen. Denn es gibt hier ja so was wie den Hühnerrufer oder Hühnerflüsterer. Genau wie der Hahn morgendlich und hier auch tagsüber kräht, ruft der Hühnerrufer bewaffnet mit getrocknetem Mais morgens seine Lieben zur Fütterung zusammen. Er freut sich stets, wenn alle brav angewackelt kommen, denn das funktioniert auch bei den Enten. Dabei zählt er seine Lieben durch und siehe da, da kommt sogar die verschollene Mama Henne mit ein paar frisch geschlüpften Küken aus dem Busch und die Freude ist groß. Nachwuchs!

Wie viele von den jungen Hühnerküken letztlich in ein verwertbares Alter kommen, liegt hier nicht im Entscheidungsbereich des Hühnerflüsterers. Denn wäre er ein normaler Hühnerhalter, würde er sich nicht nur auf das füttern beschränken. Der Hühnerflüsterer hingegen füttert, was kommt und das war´s…! Das nennt man beim Biobauern Freilaufhühner. Hier laufen alle Hühner sehr frei rum, im Gegensatz zu den Geflügelfarmern mit Legebatterien und Batteriehaltung. E gibt da aber den entscheidenden und typischen Unterschied. Viele Küken kommen hier in ihrem jungen Hühnerleben irgendwie unter die Räder und landen ohne Absicht, aber verfrüht, im Hühnerhimmel. Sie gehen dorthin, ohne den Umweg über einen Grill oder altershalber den Suppentopf zu nehmen. Absolut einfach! Für mich war das bis jetzt nicht richtig nachvollziehbar. Und weil das sicher auch in Zukunft bei mir so sein wird, baute ich diesen Riesenkäfig.  Und siehe da, es funktioniert. Nun findet hier im direkten Umfeld so was wie ein Lernprozess statt! Denn fremde Hühner begehen bei uns Hausfriedensbruch und das ist dann der Grund, verfrüht auf dem Grill zu landen oder im besten Fall für Huhn und Besitzer im Knast. Denn bei uns scheisst kein Huhn mehr ungestraft ins Restaurant

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