Samstag, 12. November 2011

Las Galeras – ein Portrait


Panorama

Unser Touristenort Las Galeras am Ende der Strasse und am Ende der Halbinsel Samana läuft unter dem Prädikat „Geheimtipp“.
Europäer und vermehrt auch Osteuropäer kommen mit dem Flieger über den großen Teich (Atlantik), um hier zumindest einen Teil ihres Jahresurlaubs zu verleben. Andere habe es zum Teil näher. Sie kommen aus den USA, aus Kanada oder auch aus Südamerika. Wider Anderen sind via neue Autobahn für ein verlängertes Wochenende mit dem Bus oder dem eigenen Auto aus der Hauptstadt angereist und gehen das lang ersehntes Weekend auf ihre eigene, sehr dominikanische Art an. Dafür haben alle hart gearbeitet oder lange gespart. Egal warum – sie sind je nach Jahreszeit alle da! Auch der Binnentourismus boomt. Vor allem auf der Halbinsel Samana.

das Ortszentrum

Alle wollen hier ihren Spaß! Die Einen wollen dazu auch noch Erholung und Ausspannen vom Berufsleben, in dem sie z.B. die einmalige Natur vor Ort erleben und Andere wollen einfach das verlängerte Weekend zelebrieren. Es geht neben dem karibischen Tapetenwechsel vor allem um eines – raus aus dem üblichen Alltag.

Las Galeras besteht für Laien rein optisch links und rechts der Strasse. Wenn man Richtung Playa kommt, wird es etwas gepflegter und man sieht ein paar Kneipen, Boutiquen, Gästehäuser und kleinen privaten Ferienanlagen – alles in allem sehr nett und beschaulich! Etwas außerhalb liegt ein mittelgroßes 4-Sterne AI Ressort. Dort findet für die meisten Gäste das touristische Leben statt und der „wirkliche“ Ort Las Galeras liegt daneben. Vor allem in diesem Ressort trifft man an den verlängerten Weekends die dominikanischen Binnentouristen. Sprich, hier treffen Welten aufeinander.

Was ist das spezielle an einem AI Touristenressort? Nun, man lässt den Alltag vor der Türe, könnte man sagen! Man gibt sich viel Mühe, all den Gästen aus verschiedenen Nationen was Besonderes zu bieten. Man tut dies vehement und sehr dynamisch. Auf Dominikanische Art, der Mutter des Tourismuskonzepts  „All Inklusive“. Man glaubt zu wissen, was die Gäste wollen und siehe da – vielen gefällt es. Das erkennt man an den zahlreichen Stammgästen. Na, dann ist es doch OK, sollte man meinen. Ja, das sollte man wirklich meinen. So viele Menschen können sich schließlich nicht irren. 


Hauptstrasse
Man trifft aber auch andere Menschen, die auch nicht von hier sind! Man erkennt sie daran, weil sie nicht mit der obligaten, verschiedenfarbigen „Hundemarke“ am Handgelenk rumlaufen müssen. Sie verteilen sich auf angeblich fast 500 verfügbare Betten. 500 Betten sind eine ganze Menge, sollte man meinen. 500 private Betten besser gesagt und das in x verschiedenen kleinen Anlagen und Hotels, Gästehäusern, Ferienhäusern, Bungalows, Zimmern mit und ohne Kochgelegenheit bis zum einfachen Backpacker - Verschlag. Je nach Jahreszeit ein buntes Treiben. Das touristische Epizentrum ist der Ortsteil von Las Galeras in Strandnähe, in dem sich die Kneipen links und rechts der Strasse konzentrieren und die vielen Souvenirshops fast alle das Gleiche verkaufen.

Nun, so ein karibischer Ferienort hat sicherlich eine tolle Strandpromenade mit Kneipen und Meerblick, ect.? Weitgefehlt! Es gibt zwar einen Strandweg, aber der führt einem direkt zum AI Ressort.
Was, keine schicken Strandkneipen? Las Galeras ist nicht Las Terrenas! Nein – eigentlich nur eine Art dominikanische Festhalle bei der Bushaltestation / Endstation am Strand mit verschiedenen einheimischen Garküchen unter einem großen Dach. Was ist das denn? Und was macht man da? Da kann man auf relativ ungemütlichen Holzbank – Tischkombinationen sitzen und den Einheimischen bei ihrem bunten Treiben zuschauen und Bier trinken oder Pina Colada und Cuba Libre. 

Strandfesthalle

Man kann auch etwas rudimentär Dominikanisches essen – aus einer der mehreren Garküchen. Das Angebot ist bescheiden aber dafür sehr volkstümlich. Relativ neu ist ein großes dominikanisches Strandrestaurant am Las Galeras Geheimtippstrand – La Playita.

neue Kneipe La Playita
Man wird oft von verschiedenen Verkäufern angesprochen, die einem den üblichen, touristischen Nippes verkaufen wollen. Am Publicbeach weisen Frauen die des Weges daherkommenden, potentiellen Gäste ein, wie man anderenorts Autos in einem Parkhaus einweist. Sie versuchen es zumindest. Das ist Tradition und wenn man mehr als einmal hier war, kennt man die Ladies. So sind schon viele „Freundschaften“ entstanden. Das gehört zum typischen Las Galeras Lebensgefühl. Und außerdem liegen da noch all die Boote, mit denen die Einheimischen die Gäste an die umliegenden Traumstrände befördern.
Aha, aber liegt Las Galeras nicht an einem Traumstrand? Ich würde sagen, bei so vielen Traumstränden weiß man oft gar nicht mehr, wo man anfangen soll! Wow – gibt es keine nach oben offene Traumstrandskala oder ein Traumstrand - Rancing? Doch, klar bei Tripadvisor und Holidaycheck! Also eine gesegnete Gegend und ein traumhafter Ort!
Es muss nicht immer Traumstrand sein - wilde Küste


Neben den einheimischen Menschen leben und arbeiten heute Menschen der verschiedensten Nationalitäten in Las Galeras. Aus dem einstigen Fischerdorf ist wie aus so vielen Orten in der Dominikanischen Republik eine Multikulti - Gemeinde geworden. Das ist der Lauf der Zeit. Jedes schöne Fleckchen Erde zieht Menschen an, wie das Licht die Motten. Landschaftliche Schönheit lässt sich bekanntlich nicht verbergen.
Ursprünglich war der Ort ein dominikanisches Fischerdorf wie viele andere auf der Halbinsel Samana und so viele andere Orte im ganzen Land. Las Galeras ist jedoch ein sehr abgelegener Ort, das ist er alleine schon durch seine geografische Lage bedingt.

Machen wir einen Zeitsprung! 
Die Ureinwohner und später die Fischer und Bauern hatten wohl weniger die landschaftliche Schönheit im Auge. Für sie galten andere Prioritäten. Es war und ist ein ergiebiges Land. Die Bucht von Rincon, an der Las Galeras liegt, war schon immer mit Fischreichtum gesegnet. Das zum Teil sanft abfallende Land wurde von natürlichen Flussläufen durchzogen und es war und ist sehr fruchtbares Land. Es bot durch seine Topografie auch Schutz vor Unwettern und auch erhebliche Sicherheit vor fremden Eindringlingen und Feinden. Wenn diese vom Meer her kamen, konnte man sie schon von weitem sehen. Bedingt durch Bergketten, hohe Klippen und schützenden Höhlen ist eine Art Garten Eden für die Menschen entstanden. Und so wurde es die Heimat von Fischern und Bauern, die sich gegenseitig ergänzten.

Irgendwann nach den Kolonialherren kamen die ersten modernen Fremden (Touristen) und diese erkannten auf Anhieb, dass diese Gegend wunderschön ist. Es waren z.T. Abenteurer, Aussteiger und Hippies und diese ließen sich gerne hier nieder. Durch die Abgelegenheit entstand der Tourismus eher zaghaft. Das war eigentlich gut so, denn man musste sich erst kennenlernen und versuchen einander zu verstehen und miteinander auskommen. Für die Fischer entstanden so neue Einkunftsquellen. Dies hat sich bis heute nicht verändert. Es gibt nach wie vor die Fischer und es gibt heute einige Kapitäne mit eigenen Booten, die den fremden Gästen die Küstenlandschaft gegen Bares zeigen. 


Die Bauern begannen ihr Land an die Fremden zu verkaufen und so entstanden zuerst hauptsächlich private Anwesen, aus denen dann mit der Zeit kleine Hotels, Pensionen und Ferienhäuser wurden. Je mehr Leute kamen, umso mehr Leute wollten hier leben und so entstand immer mehr Infrastruktur und aus Bauern wurden Kaufleute und Geschäftsinhaber.

Die Fremden brachten logischerweise auch ihre eigene Kultur mit und wollten diese hier leben. Weil man so abgelegen lebt, war dies eine Notwendigkeit für die neu Zugezogenen. Wie es meistens ist, wenn Kulturen aufeinandertreffen, gab es einerseits einen positiven Austausch und andererseits auch klare Abgrenzungen. Die zum Teil weltoffenen Fremden trafen zum Teil auf sehr traditionelle Einheimische. So entstanden Gruppierungen auf beiden Seiten. Aber, die einen hatten das Geld und die anderen besaßen das Land. 
Blick auf das Hinterland

 Daneben entstand dann das All Inklusive Tourismusprojekt Casa Marina. Dieses wurde sehr schnell der größte und wichtigste Arbeitgeber vor Ort. Denn dort war genug Kapital vorhanden und die Anderen wuselten vor sich hin. So etwas wie nachhaltige touristische Landschafts - oder Ortsplanung findet leider bis heute noch nicht statt. Ein Grund dafür ist, dass es die Einheimischen nicht besser wissen können. Sie hatten weder eine dementsprechende Ausbildung noch das Wissen, wie es funktionieren könnte. Was fehlte und fehlt, waren und sind Menschen, die sie mit der Nachhaltigkeit vertraut machen und Ihnen die Konsequenzen aufzeigen. Schön wäre es, wenn die ausländischen Investoren die Einheimischen in ihr Handeln mit einbeziehen würden. Warum schult man nicht die Einheimischen? Das erklärt sich von selbst – dann verdienen die Investoren weniger. Aber was bekommt der Tourist zu sehen und zu essen – echt Dominikanisches? Eher nicht – nur das was die Ausländer glauben, darunter zu verstehen.

Der Tourismus wächst wild, denn jeder realisiert das, was er kann und was ihm selber möglich ist. Erschwerend hinzu kommt hier die Topografie. Im Gegensatz zu anderen Orten im Land ist die Landschaft zum Teil sehr wild und auch zerklüftet. Der Beach gehörte den Fischern sollte man meinen. Die paar privaten Hausbesitzer wollten mehrheitlich ihre Ruhe haben und den Meerblick genießen. Viele sind wohlhabend und müssen nicht mehr arbeiten. Und im Gegensatz zu anderen Orten gibt es zwar auch hier kilometerlange Sandstrände, aber nicht vor Ort. Diese findet man weiter hinten in der Bucht von Rincon. Trotzdem entstanden traumhafte Kleinode, wie zum Beispiel die Villa Serena. Dazu ein andermal mehr!

Küstenlinie

Dominikaner wohnten und wohnen meist weiter zurückgezogen auf ihrem fruchtbaren Hinterland, denn am Strand wächst bekanntlich nicht viel „Brauchbares“. Und bei einem Unwetter, das fast immer vom offenen Meer her kommt, kann man sich weiter hinten auch viel besser schützen. Anfänglicher Tourismus entstand also hauptsächlich in Strandnähe und das Dominikanische Leben fand und findet weiter hinten statt. Erst durch die aufkommenden Besucherströme aus dem AI – Ressort erkannten die Einheimischen das eigene Potenzial in Strandnähe. Sie begannen am Wegrand Souvenirs zu verkaufen und einige Europäer, Kanadier oder Amerikaner eröffneten dort ihre Restaurants und privaten Ferienanlagen. Aber nicht direkt am Strand, denn dort waren die Fischer und die privaten und wohlhabenden Hausbesitzer. Die Frauen der Fischer bauten dann gemeinsam mit der Hilfe einer Art Vereinigung von Ecotourismusbefürwortern besagtes, großes Dach. Weiter hinten im Dorf waren die Läden und Tiendas (Boutiquen) der ehemaligen Bauern. Und diese hatten ihre eigene Kultur, die sie auch lebten und leben. Alles hatte so seinen Sinn. 
Kleinod La Isla - das Wahrzeichen von Las Galeras


Wie überall in den jungen und aufstrebenden touristischen Zonen gab und gibt es Probleme mit Grundstücksgrenzen. Es gibt touristisches Land, bäuerliches Agrarland und die Naturschutzgebiete. Naturschutz ist sehr wichtig, aber man ist sich nicht ganz einig, was nun geschützt werden soll und was Bauernland ist. Die Bauern waren zuerst da! Und es versteht sich von selbst, dass Klarheit herrschen sollte, aber das ist ein anderes Problem. Viele haben noch heute keine Besitzurkunden. Dazu kommt das Gewohnheitsrecht und die Bauernschläue.

Das zum Teil beschauliche, dominikanische Leben einerseits und andererseits der Wunsch ein erfolgreicher Wirt in einer mehr und mehr touristischen Gemeinde zu sein, sorgen manchmal für Zwist. Aktives Nachtleben gehört hier auch dazu! Und aktives Nachtleben bedeutet in einem Land mit so viel Lebensfreude schlicht Lärm. Die einen suchen Ruhe und Erholung und die anderen wollen was erleben. Oder man will Beides, je nach Lust und Laune. In diesem Land findet das Leben mehrheitlich auf der Strasse statt. Genauso auch das Nachtleben. Ein erfolgreicher Wirt in dieser Branche zieht die Nachtschwärmer an und der ausländische Feriengast will sicher auch dominikanisches Entertainment erleben. Man kann eine einstudierte Show in einem AI Ressort jedoch nicht mit dem „pura Vida“ der Menschen vor Ort vergleichen. Das eine ist eine Inszenierung und das andere ist etwas sehr Spontanes. Viele kommen genau aus diesem Grund in die dominikanische Republik. Denn generelle Reglementierungen kennen die Gäste aus aller Welt genug von zu Hause und hier soll es noch so was wie Freiheit geben. Freiheit hat ihren Preis!


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