Freitag, 4. November 2011

“Everyone has three lives: a public life, a private life, and a secret life.”





Das meint zumindest Gabriel García Márquez und ich weiß nicht so recht, ob der gute Mann damit Recht hat. Es wäre  ja schön, wenn das so wäre. Und sicherlich auch schön, für all diejenigen, die besonderen Wert darauf legen.

Die späte Einsicht lautet bekanntlich, dass man im Lauf der Zeit leiser wird! Ob das eine Begleiterscheinung des Älterwerdens ist oder man es als Abnutzungserscheinung bezeichnen kann, sei jetzt dahingestellt. Wir reden hier von Gastronomie. Oder wir reden von der Verschmelzung dessen, was Herr Márquez da meint. Denn genau das tut Gastronomie. Es geht um eine Tätigkeit, die etwas mit Öffentlichkeit zu tun hat. Oder mit einer Inszenierung. Lifetheater, Lebensart, Boulevard der Eitelkeiten oder der Gewohnheiten.

Das Ziel eines jeden Gastronomen ist es, Geld zu verdienen – das ist der geschäftliche oder kommerzielle Aspekt seiner Tätigkeit. Eine saubere Lokalität, ein gutes und bezahlbares Angebot und ein freundlicher Wirt genügt je nach Umfeld.

Das Umfeld ist die Lage, die genaue Örtlichkeit und die dazu gehörenden Menschen, die damit angesprochen werden. Wenn man so was in irgendeinem Hintertupfingen dieser Welt versucht, könnte es funktionieren. Ich betone könnte!

Versuche ich das in Soho, Berlin Mitte oder am Zürcher Paradeplatz wird es schon schwieriger. Warum? Weil es da sicher bereits einige Andere gibt, die das schon lange so machen und sehr gut damit fahren. Das sind die relativ stillen, etablierten, traditionellen und alteingesessenen Platzhirsche dieser Welt. Ich könnte ich mir das gar nicht leisten, und das geht vielen so, denn alles hat seinen Preis.

Innovation bedeutet, das Rad ständig neu zu erfinden. Gastronomie heißt für die einen, Menschen bei Laune zu halten? Die einen genießen ihren öffentlichen Kaffee nur, wenn er immer genau gleich zubereitet, am liebsten am immer selben Tisch mit demselben Blick nach draußen und wenn´s geht, vom immer selben Keller serviert wird. Das gibt ihnen ein gutes Gefühl oder so etwas wie Sicherheit. Diese Leute machen sich Sorgen, wenn ihr Kellner nicht anwesend ist und sie fragen nach ihm und seinem Befinden.

Anderen ist das schlicht pip egal.

Die einen wollen seit Jahren immer ihr gefülltes Kalbfleischpastetchen und es gibt ihnen inneren Halt, wenn es keinerlei Grund zur Beanstandung gibt. Andere vertrauen seit ihrem Anbeginn der Zeit blind auf das Tagesmenü. Damit sind sie auf der sicheren Seite. Der Wirt ist für sie ein Gebrauchsgegenstand genau wie sein Lokal! Diese Menschen trifft man wohl kaum in einem Trendlokal.

Es gibt Menschen, die finden das Langweilig. Gastronomie ist ein Spiegel. Sie sagt uns, wer wir sind! Gastronomie ist eine gesellschaftliche Laufleine oder ein Seismograph. Und Gastronomie ist gelebte Demokratie, denn sie zeigt uns den Willen des Volkes.

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