Vor
kurzem wurde ich in Facebook gefragt, was eigentlich semitouristisch bedeutet.
Der Begriff ist eine eigene Wortkreation, die sich aus semi (also halb) und
touristisch zusammensetzt. Halbtouristisch ist ein Wort, das schnell falsch interpretiert
wird. Das klingt wie „halbgar“, „halbherzig“ oder „halbfertig“. Der Begriff
touristisch hingegen sollte hinlänglich klar sein! Ist er das? In der alten
Welt bedeutet touristisch eine bis ins letzte erprobte und bewährte
Sehenswürdigkeit, eine Betätigung wie z.B. eine Erkundung, Besichtigung und vor
allem die korrekte Erklärung einer sehenswerten Sache. Es geht um Dinge, die
fremde Menschen (Touristen) interessiert und die sie darum gerne selber Erleben
oder kennenlernen möchten. Das ist meist mit Aufwand für alle verbunden, ist
womöglich etwas Historisches und man ist als Anbieter, als Region oder Land vor
allem sehr Stolz darauf. Es geht hier oft um Qualität. Dominikanischer
Tourismus dagegen bedeutet in erster Linie Business. Geschäfte betreibt man logischerweise
effektiv und vor allem gewinnbringend. Man könnte es auch so umschreiben: mit
dem wenigsten Aufwand den größten Gewinn zu erzielen. Ausnahmen bestätigen diese
Regel.
ECO
- Tourismus ist hier bei uns eine relativ neue Erkenntnis die sich mit dem „klassischen“
Tourismus der Dominikanischen Republik das Feld teilt! Das Wine funktioniert aber
nicht ohne das Andere! Diese moderne Art von „grünem“ Tourismus geht zum Teil in
die Richtung semitouristisch, aber zum größten Teil in die altbewährte Richtung
touristisch - wo in erster Linie viel Geld gemacht wird. Hier haben neuerdings auch
Einheimische ohne große „touristische“ Ausbildung eine „semitouristische“ Chance,
etwas am geldbringenden Tourismus zu partizipieren. Wenn man sie lässt! Und
hier zeigt sich auch, wie schnell man lernt! Denn auch hier geht es um „schnelles
Geld“, überrissene Angebote und andere Fehler, wie mangelnde Sicherheit, ect. ECO wird vom europäischen Gast aber gerne mit
ÖKO verwechselt oder der Begriff ÖKO wird hier als ECO verpackt. Das klingt dann
besser oder einfach positiver, weil ECO auch hier in aller Munde ist. Saubere
Umwelt, der Erhalt der natürlichen Umwelt und deren Schönheit wird jedoch aus Nichtwissen
oder dem noch fehlenden Verständnis dafür oft vernachlässigt. Es ist ein
Lernprozess wie alles.
Der
Markt vor Ort wird längst von einigen wenigen Machern und Anbietern bestimmt. Die
entscheiden, was dem Gast / Touristen letztendlich gezeigt wird, oder was
touristisch ist. Das Altbewährte gibt dabei den Ton an. Das wäre hier auf
Samana der Wasserfall von El Limon, die Cayo Levantardo, das Whalewatching und
nicht zu vergessen der Nationalpark Los Haitises. Während eines Urlaubs reicht
das gut an Action für den normalen Gast und Erstbesucher. Der Stammgast lernt
dazu und sucht sich seine Ziele entweder online oder zieht einfach alleine los.
Etwas wie neutrale Verkehrs - oder Touristische Büros gibt es nicht. Der Tourismus
ist in der Hand der Privatwirtschaft.
Wenn
nun eine „neue“ touristische Attraktion in den Blickwinkel der „Macher“ fällt
oder deren Aufmerksamkeit erregt, kommt in der Regel schnell eine Art
Seilschaft zum tragen oder nennen wir es verschiedene Geschäftspartner. Der gewinnbringende Kuchen wird erst mal
sauber aufgeteilt. Da wird festgelegt, wer was macht und wer was erhält. Wenn
das Produkt steht – sprich eine neue Tour, dann wird es oft amtlich oder verbandslastig.
Ein gutes Beispiel ist die Boca de Diablo bei El Cruce oder Las Galeras. Oder
ein anderes Beispiel ist die Playa El Valle oder überhaupt die Region El Valle.
Kommen
wir zurück zur Boca de Diabolo. Es ist dort sehr ruhig geworden – seit dort von
staatlicher Seite mit dem Holzhammer angerichtet wurde. Die ehemaligen und
langjährigen Einwohner von dort wurden per Dekret vertrieben. Bei einer
jetzigen Durchfahrt denkt man an ein Kriegsgebiet. Wie erklärt man das dem
Gast? Es sieht dort wirklich recht traurig aus – aber, da scheint was im Gange
zu sein! Wir sind da vor 2 Tagen durchgekommen, und sahen so etwas wie
Aufschwung an den zerstörten Häusern. Scheint man an einen Wiederaufbau zu
denken? Oder werden dort einfach die Zementblogs aus dem zerstörten Mauerwerk
geschlagen, um sie woanders wieder zu verwenden? Ich weiß es nicht. Soviel zu dieser wunderschönen oder einmaligen,
einstigen semitouristischen Gegend!
Die
Verbände in der Dominikanischen Republik bestimmen und regeln z.B. das
Transportwesen (Tourismus ist ein Teil davon) in diesem Land. Es gibt den
Transport Publico (öffentlicher Verkehr) und den Transport - oder das Taxi
Touristico (mit spezieller Ausbildung und Genehmigung, um die hochwillkommenen Touristen
im Land professionell zu transportieren). Transport Touristico ist etwas „
anspruchsvoller“ und die entsprechende Lizenz kostet entsprechend. Die
Fahrzeuge im touristischen Einsatz sind in relativ gutem Zustand. Darum wird es
von Vielen (Anbietern) nicht gerne gesehen, wenn Touristen in ein normales Publico
oder noch schlimmer in ein Privatauto steigen. Das ist hier schließlich kein Backpackerland,
sondern man will zumindest regional (Karibik) in der touristischen Oberliga
mitmischen. Aus einem Publico wird hier aber bemerkenswert schnell ein
Touristico, wenn sich die Möglichkeit bietet – was sich dann zumindest sehr im Preis
bemerkbar macht. Die Grenzen im Geschäft des Transports sind offensichtlich sehr
fließend, nach außen jedoch sehr strikt. Dafür sorgen die Macher und die Transport
- Verbände. Am Besten nicht einmischen!
Die
Halbisel Samana ist bekanntlich ein touristischer Spätzünder oder erst in den
letzten Jahren bewusst in das Gesichtsfeld der „Touristiker“ geraten. Darum
herrscht hier jetzt richtige, touristische Goldgräberstimmung und eine Vielzahl
von verschiedenen Anbietern balgen sich um den vermeintlichen Kuchen. Langsam
zeigt sich hier vor Ort, in welche Richtung es touristisch geht und diese ist
Luxus, kombiniert mit „einmaligen“ Erlebnis. Vor allem wird immer
offensichtlicher, wer die Gewinner bei dem Spiel sind. Hier werden aus
romantischen Fischerdörfern mit „typisch“ karibischem Flair neue touristische
Zentren. Der offensichtliche Nachteil; so verlieren diese leider genau dieses
Flair. Aber diese Tatsache geht leider
im Eifer des Gefechts etwas unter. Man spuckt hier schließlich in die Hände!
Groß im Geschäft ist darum das Real Estate und das Bauwesen. Das Geschäft mit
Grundstücken, karibischen Traumvillen und deren Bau zählt zu den größten
Gewinnern vor Ort. Bald an jeder Ecke hängt heute das Schild „Se Vende“ (zu verkaufen). Die auch hier immer ernster
gemeinte und gut sichtbar angebrachte Signalisation „Privado“ (betreten oder
Durchfahrt verboten!) begegnet einem auf der ganzen Halbinsel immer öfter. Das Real
Estate und das Bauwesen sind somit die lokalen Königsklassen im Tourismus - Business!
Auch hier sind die Seilschaften gewaltig am ackern und so rückt der karibische
Traum für die weltweiten Fans mit genügend Geld bei uns in verlockende Nähe.
Auf
der Strecke bleibt mitunter die Natur, die mehr und mehr kultiviert wird. Und
man steht damit erst am Anfang. Frage – ist der Garten Eden „Natur pur“ oder
eine angelegte Parklandschaft für Leute mit genug Geld?