Montag, 14. November 2011

Ciguatera - Fischvergiftung und Krankheit

Ciguatera ist eine Krankheit so alt wie die Entdeckung der Erde. Als Captain Cook 1774 auf den Neuen Hebriden landete, fingen ein paar seiner Leute in den nahegelegenen  Riffen Fische. Allesamt erkrankten und die 16 Schweine, die von den Resten der Mahlzeit fraßen, starben.

Was ist Ciguatera?
Ciguatera ist weltweit die häufigste Fischvergiftung. Aber: Mit Fischvergiftung assoziiert man meist den Verzehr von verdorbenem Fisch oder den von giftigen Fischen. Das ist bei Ciguatera nicht der Fall. Ciguatera ist eine Krankheit, die durch Fischgenuss auf den Menschen übertragen wird. Der bereffende Fisch ist er zwar infiziert, aber das hat keinerlei Einfluss auf sein Leben und ist für den Fisch absolut ungefährlich. Man kann einem Fisch nicht ansehen, ob er mit Ciguatera verseucht ist. Je älter ein Fisch ist, umso mehr Gift sammelt sich in seinem Körper. Ciguatera ist eine Vergiftung des Nervensystems durch Giguatoxin. Eine hitzestabile, ölige Substanz, die sich im Gewebe mancher Fische im Lauf seines Lebens ansammelt.

Wie entsteht Ciguatera?
Das Geheimnis der Vergiftung ist ständige Anreicherung in der Nahrungskette. Oder besser gesagt Das eine gibt das andere! Die Ursache liegt bei Einzellern oder Dinoflagellaten (, z. B. Gambierdiscus toxicus). Das sind Mikroorganismen und diese produzieren die Gifte. Sie leben in Meeresalgen. Diese Algen kommen vermehrt auf Korallenriffen vor. Dinoflagellaten leben auf Algen der Korallenriffe und nicht auf Plankton. Diese Dinoflagellaten bilden ein Nervengift, das sog. Ciguatoxin, das über die Nahrungskette in die Algen verzehrenden Korallenfische (Doktorfische, Papageienfische) gelangt, bei diesen jedoch nicht wirkt. Fischen, die diese Algen fressen ist die Vergiftung selber nicht anzumerken. Der Giftstoff Ciguatoxin reichert sich im Laufe der Nahrungskette Dinoflagellaten – Alge – Pflanzenfresserfisch – Raubfisch – Mensch immer weiter an und wird aufkonzentriert. Unter dem Gift leidet nur der Mensch am Ende der Nahrungskette.

Wo kommt Ciguatera vor?

Betroffene Gewässer: Besonders ozeanische Korallenriffe, küstennahe Bereiche, Riffgebiete der Kontinente und der Inseln, nie die Hochsee.
Geographisch: zwischen dem 34° nördlicher und 34° südlicher Breite. Natürlich sind Ciguatera - Vergiftungen auch dort möglich, wo Fische aus den betroffenen Gebieten importiert werden.
Eine Ciguatera tritt ohne jede Vorwarnung in einem lokal begrenzten Bereich epidemieartig auf. Eine Bucht kann voller Gift sein, während die Nachbarbucht in Ordnung ist. Aus der Karibik (worunter hier auch Florida zählt), den Inseln im Südpazifik, Hawaii und an der Nordküste Australiens (Northern Territory, Queensland) werden regelmäßig Ausbrüche gemeldet.

Welche Fische sind besonders betroffen?
Ciguatera ist eine Krankheit mit vielen offenen Fragen. Fische, die an einem Ort jahrhundertlang geniessbar waren, sind plötzlich hochgiftig. Woran das siegt ist bislang noch nicht geklärt. Im Prinzip kann jeder Fisch aus einem "vergifteten" Gebiet Träger dieser Substanz sein. In einigen Gegenden der Welt kann praktisch jeder Fisch Ciguatera auslösen. Das erklärt auch die besonders hohe Konzentration in den Fischen, die in der Nahrungskette ganz oben stehen, den Raubfischen (Barrakudas, Makrelen, Schnapper, Muränen, Stachelmakrelen und Zackenbarsche).
Besonders häufig betroffen aber Ist der Barrakuda und der Rote Schnapper (Red Snapper - Lutjanus bohar. Der "Red Snapper" (lat. Lutjanus campechanus) oder auch "Roter Schnapper" gehört zur großen Lutjanidae-Familie, der über hundert Schnapperfisch-Arten zu gerechnet werden. Sie zählen zur sehr artenreichen Ordnung der barschartigen Fische. Ihre Nahrung erbeuten sie durch plötzliches Zupacken, worin auch der Name begründet ist.

Die Tiere leben als Raubfische in allen subtropischen Meeren, wobei im Golf von Mexiko die Mehrheit aller Fänge aus Red Snapper Fischen bestehen. Die Hauptnahrung dieser Raubfische sind Fische, Garnelen, Krebse, Schneckenwürmer und Tintenfische. Sie können  bis zu einem Meter lang, über 20 Kilogramm schwer und bis zu 20 Jahre alt werden.

Im zentralen Pazifik und in der Karibik ist Ciguatera eine ganz alltägliche Krankheit, im Westpazifik, dem Indischen Ozean, dem Atlantik und dem Mittelmeer aber praktisch unbekannt.




Wie verläuft eine Erkrankung an Ciguatera?

Inkubationszeit: Zwischen dem Verzehr der Fische und dem Auftreten der Symptomatik vergeht wenig Zeit. Der Mittelwert liegt bei 5,5 Stunden

Anfangs-Beschwerden:
·         Schwitzen, Taubheitsgefühl und Brennen, vor allem im Mundbereich.
·         Dann treten später folgende Beschwerden auf: Schüttelfrost, Schwindelgefühle, Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle, Unterleibsschmerzen und Muskelkrämpfe. Parästhesien (Juckreiz, Kribbeln, Taubheitsgefühl) an den Lippen, der Mundschleimhaut und vor allen an Handinnenflächen und Fußsohlen. Außerdem breiten sich die Taubheitsgefühle in Hände, Füße sowie im Gesicht aus.
·         Das Wärme- und Kältegefühl dreht sich teilweise um. Bei Kontakt mit Kälte schmerzhafte, brennende oder kribbelnde Empfindungen an den Händen oder Füßen. Dies kann bei dem Kontakt mit kalter Luft und beim Schlucken kalter Nahrung oder Getränke auftreten.
·         Bei dem Kontakt mit Hitze ist keine umgekehrte Empfindung festzustellen. Diese Kälteempfindlichkeit ist ein typisches Merkmal bei einer Ciguatera-Vergiftung.
·         Es können Lähmungen der Skelettmuskulatur, einschließlich der Atemmuskulatur, Schwindel und Koordinationsstörungen auftreten.
·         Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Frösteln und Schwitzen sind weitere Symptome.
·          Allgemeines Schwächegefühl entsteht.
·         Alkoholverzehr verschlimmert die Beschwerden.

Die Beschwerden können, je nach Gewicht und Alter der Person, sowie der Menge des aufgenommenen Gifts in ihrer Stärke schwanken. Es gibt keine klar abgegrenzte Symptomatik, Verwechslungen mit anderen Vergiftungen durch andere Giftstoffe sind leicht möglich.

Wie kann man Ciguatera behandeln?
Eine Behandlung, die gegen das Gift selbst gerichtet ist, ist nicht möglich. Ein Gegengift existiert nicht.

Erwirbt man sich durch die Erkrankung Immunität?
Nein, im Gegenteil. Wenn man Ciguatera überstanden hat, ist man keinesfalls immun. Mit jeder erneuten Konsumation von infiziertem Fisch erkrankt man aufs Neue und  der Krankheitsverlauf verschlimmert sich jedes Mal und die Beschwerden nehmen immer mehr zu. Ciguerta ist darum im Prinzip nicht heilbar. Aus diesem Grund müssen in betroffenen Gebieten viele Menschen bereits ganz auf den Verzehr von Fisch verzichten.

Geht das Gift beim Zubereiten von Speisen kaputt?
Das Gift ist fettlöslich, was die Aufnahme zusätzlich begünstigt und hitzestabil. Durch Braten, Kochen, Räuchern oder Tiefkühlen geht die Giftwirkung nicht verloren.

Was sagen die Einheimischen zur Ciguatera?
"Iss keinen Fisch. Falls Du es nicht lassen kannst, gebe zuerst des Nachbarn Katze einen Brocken und beobachte sie einige Stunden. Falls der Nachbar keine Katze hat, gebe dem Ältesten aus der Familie ein Stück zu versuchen. Erlebt er den nächsten Sonnenaufgang, kannst Du beruhigt Deine Familie versorgen."
Karibische Lebensweisheit.



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