Sonntag, 19. Februar 2012

Samana´s Touristische Trends, die uns eigentlich zu denken geben sollten!

Teil 1

Dieser Beitrag spiegelt meine Meinung wieder und er beschreibt etwas, das dich zwar nachdenklich macht aber womöglich auch traurig.  Denn es ist weder hier noch anderswo zu ändern und es ist eigentlich nutzlos, sich darüber aufzuregen. Es ist eine mentale Insolvenzerklärung und ist genauso, wie es ist – sehr menschlich oder nicht zu ändern. Es geht unter anderem um den Dominikanischen Tourismus.

Tourismus ist der gängige Oberbegriff, unter dem sich lokal und landesweit verschiedenste Geschäftsbereiche und Branchen hier in der Dominikanischen Republik überschneiden, damit unser Leben besser funktioniert. Ich lebe auf der Halbinsel Samana, einer beliebten Touristenregion. Wir arbeiten fast alle im, am, für oder mit dem Tourismus und Jeder tut dies auf seine Art, auch wenn man sich dessen oftmals gar nicht bewusst ist. Selbst der einfache Campobauer oder Fischer ist direkter oder indirekter Zulieferer für den Tourismus und für die Menschen, die im Tourismus arbeiten. Er ist somit wie so viele ein Partner! Die Frage ist, ob er sich dessen überhaupt bewusst ist? Viele Menschen sind in dieser Situation, haben aber wenig Ahnung von den Zusammenhängen.

Eine nachhaltige Sensibilisierung und Aufklärung der lokalen Bevölkerung in sogenannten Tourismusgebieten wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Denn die komplexe Thematik „lokaler und nationaler Tourismus“ ist ein entscheidender Motor der Dominikanischen Wirtschaft. Nebst der Agrarwirtschaft, etwas Bergbau und dem Tourismus hat die Dominikanische Wirtschaft für seine Bevölkerung eigentlich nicht viel zu bieten. Wir leben in einem Schwellenland und sind darum auf dem Sprung in eine Art zivilisiertes Leben. Der Tourismus bestimmt und prägt uns. Darum ist es wichtig, zumindest etwas davon zu verstehen und in diesem Zusammenhang, dass den Leuten klar gemacht werden muss, das die derzeit in allen Bereichen des Tourismus angesagten und von den Touristen für das Gebotene verlangten Preise zum Teil völlig überrissen und weit hergeholt sind.

Es ist vielen Beteiligten scheinbar völlig unklar, das sich das mittel und vor allem langfristig negativ auf die positive Entwicklung ihres Qualitätstourismus auswirken wird. Man ist sich nicht darüber bewusst, dass man längst mit der ganzen Welt im knallharten Wettbewerb steht. Oder anders gesagt - es ist weitaus einfacher, einen guten Gast zu vergraulen, als einen neuen Gast zu gewinnen. Es sei denn, man braucht seinen Brotgeber gar nicht und lebt stattdessen lieber wie vorher von der Hand in den Mund. Die Weltwirtschaft ist für die meisten Menschen hier ein Buch mit sieben Siegeln und das Hemd ist dem Menschen bekanntlich näher wie die Hose. Wir leiden hier offenbar an einem kollektiven Inselkoller, dem sich bis in die höchsten Kreise praktisch niemand entziehen kann. Man könnte es auch als gesellschaftliche Unbedarftheit bezeichnen. Wer an der gelebten Haltung zu rütteln versucht, tickt für die Mehrheit darum nicht richtig.

Alle haben Wünsche und Träume und diese kann man sicher niemanden absprechen. Es geht aber darum, wie man sie erreicht. Wenn ich jemandem, der immer arm war und darum nichts anderes kennt, Reichtum verspreche, dann wird er wohl alles tun, diesem Ziel näher zu kommen. Und darum ist ihm fast jedes Mittel recht.

Vernunft kann sich nur derjenige leisten, der ansonsten nicht auf Essentielles verzichten muss. Hunger hat nicht nur etwas mit genug zu essen zu tun, sondern mit dem Leben. Die Menschen haben Hunger nach einem besseren Leben….Das ist kein landestypisches Problem und selbst wenn man einen Blick auf sogenannte aufgeklärte Länder wirft, wird jedem Menschen mit dem nötigen Weitblick klar, dass wir alle menschlich und gesellschaftlich in einer globalen Sackgasse stecken. Schuld ist das gelebte Wertesystem. Diese Erkenntnis setzt sich dank moderner Medien mehr und mehr durch. Auch wenn das vor allem vielen Menschen in sogenannten Erstweltländern noch gar nicht klar ist. Dazu gehören auch der weltweite, kommerzielle Tourismus und seine zum Teil sehr negativen Auswirkungen auf die Menschen in Entwicklungs - und Schwellenländern. Denn reich werden so nur die Rücksichtslosen auf Kosten der einfachen Bevölkerungen. Tourismus ist eine Art Neokolonialismus, solange der neue Wohlstand nicht bei allen Menschen ankommt, sondern zum Grossteil nur bei gewissen(losen) Menschen.

Wer reist denn heute?
Wenn es für einen Gast während seines Urlaubs zu einer kritischen Aneinaderreihung von negativen Erlebnissen und Eindrücken kommt, dann kommt er erstens nicht wieder und macht zusätzlich massiv negative Werbung für unser Urlaubsgebiet. Negative Erlebnisse sind sehr individuell. Eine Kakerlake im Bad kann z.B. Leuten mit einer Insektenphobie den Spaß am Urlaub total verderben; andere lachen darüber bloß.

Sogenannte hoch zivilisierte Menschen aus Erstweltländern vergessen allzu gerne, wo sie ihren Urlaub verbringen, wenn sie in dieses Land reisen. Sie befinden sich in einem Entwicklungsland. Warum reisen sie in ein Entwicklungsland? Weil ihnen das eigentlich nicht wirklich bewusst ist und weil sie sich das leisten können. Länder auf dem Niveau ihres eigenen Lebensstandards sind in der Regel zu teuer für sie oder es fehlt an der gesuchten Exotik. Trotzdem versucht man hier vor Ort, ihnen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen – was aber eigentlich immer nur ein Kompromiss sein kann.  All die Versuche, ihnen hier trotzdem den gewohnten Standard zu bieten und sogar noch etwas mehr, ist für die vielen Menschen, die aus hiesigen Verhältnissen kommen und für diese Touristen schuften menschenverachtend. Denn die Menschen in diesem Land und vielen anderen wären bereits mit einem Bruchteil der gebotenen Annehmlichkeiten ihrer so genannten Gäste bereits mehr als zufrieden. Außerdem sind es nicht ihre Gäste, sondern die Gäste ihrer meist ausländischen Arbeitgeber. Sie verdienen oft selber nicht genug bei der Arbeit in einem Hotel oder im Tourismus, um ihre eignen Familien satt zu bekommen. Von anderen Dingen, wie z.B. einem einigermaßen erträglichen Gesundheitswesen oder entsprechender Bildung für ein menschenwürdiges Leben ganz abgesehen.  Wenn verwundert es darum, wenn die Konfrontation mit sogenannten reichen Leute aus anderen Ländern konkrete Bedürfnisse in den Menschen weckt. Wenn verwundert es, das an diesen Schnittstellen zwischen arm und reich die Kriminalität besonders hoch ist. Die ständigen Horrormeldungen in der internationalen Presse und in den Medien wegen der ständig ansteigenden Kriminalität, dem florierenden Drogenhandel, der allgegenwärtigen Prostitution, ect. und vor allem die Erkenntnis, dass es tatsächlich so ist, verwundert mich darum überhaupt nicht. Das ist der Preis, den wir alle dafür bezahlen. Und das es eine Menge Leute hier gibt, die auf Kosten dieser Verhältnisse ihren Nutzen erzielen, ist eigentlich nicht verwunderlich – wer die Möglichkeit hat, der tut das, was er kann! Korruption ist leider auch sehr menschlich…

Noch ein gravierendes Merkmal – wir haben es hier nicht mit dem in 200 Jahren natürlich entstandenem Fremdenverkehr der alten Welt zu tun, sondern mit kommerziell gemachtem Tourismus. Die ersten modernen Aussteiger, die sich hier vor etwa 25 Jahren niedergelassen haben, waren eine andere Liga. Die Wenigen, die es von diesen Menschen hier noch gibt, können das bestätigen. Es waren nicht diese Aussteiger, die den Tourismus gebracht haben – es waren Leute wie ein Herr Rainieri in Punta Cana und andere.

Das bedeutet, wir haben es also einerseits mit den Interessen sogenannter Geschäftsleute zu tun und auf der anderen Seite mit sehr vielen Menschen, denen es nach wie vor am Nötigsten fehlt.  Trotzdem erwarten wir den nötigen Weitblick und das Verständnis genau von diesen zum Teil sehr minderbemittelten Menschen. Das ist nichts als ein frommer Wunsch (die bekanntlich nicht funktionieren) oder anders gesagt, eine fatale Kombination! So werden unsere „blühenden Landschaften“ innert Kürze (25 Jahr ist touristisch gesehen nicht besonders viel Zeit -  für andere ein halbes Leben) in triste, touristische Monokulturen verwandelt werden oder wenn man es beim Namen nennt, gibt es hier echte „Charmekiller“, die aus einem natürlich gewachsenen Schmuckstück an landschaftlicher, gesellschaftlicher und menschlicher Schönheit (die ganze Halbinsel Samana) im Schnellverfahren eine Art touristisches Disneyland für Reiche, Blinde oder Ignoranten machen werden. Werfen wir heute einen Blick auf die Region Puerto Plata und uns sollte schnell klar sein, was uns blüht!

Ich bin ein Rufer in der Wüste, denn es lässt sich praktisch nicht aufhalten, Denn längst sind hier Leute massiv am Werk, die nur eines im Auge haben; so schnell wie möglich soviel Geld wie möglich zu scheffeln und nach ihnen die Sintflut. Das sind  leider Tatsachen!  Dieser Fehler, der sich im weltweiten Tourismus heute überall ständig wiederholt, ist praktisch unumkehrbar. Man erschließt heute weltweit immer neue Destinationen – vor allem in Schwellen - und Drittweltländern. Die Auswirkungen für diese Länder sind längst hinreichend bekannt. Wer als vielgereister Mensch kennt nicht die touristischen Geisterlandschaften überall auf diesem Planeten. Es ist wie früher beim Goldrausch: man lockt die Masse – übrig bleibt meistens eine Trümmerlandschaft. „Die Karawane zieht derweil weiter – denn der Sultan hat Durst“!

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