Es geht hier um Glück. Ich war noch nie ein Fußballfan –
warum das so ist weiß ich nicht. Stattdessen war mein Spielfeld immer die
Natur. Ich konnte immer alleine in ihr aufgehen – ich brauchte niemanden dazu.
Das erste Mal stand ich in Israel auf einem Surfbrett. Das war mein jugendliches
Schlüsselerlebnis. Der große Surfer wurde ich bekanntlich nie, weil ich ein
Mensch der Berge bin. Ich stieg stattdessen auf das Snowboard um – das war
damals neu und es erinnerte mich an das Wellenreiten. Ich wurde ein sehr guter
Snowboarder. Ich stand damit im Mittelpunkt. Ich war damals einer der ersten –
ich war noch recht jung und andere oder mehr und mehr Leute stiegen auch von
den Skiern auf das lässige Brett um. Das Brett bedeutete für mich Freiheit und
viele Glücksmomente. Skilaufen war etwas ganz Anderes – es hat mir auch Spaß
gemacht aber es war nie so erhebend wie das Gefühl auf dem Brett im tiefen
Schnee.
Es geht hier um Glück.
Glücklich zu sein ist kein Dauerzustand – ich vergleiche es
mit dem Reiten der Wellen im Meer oder in jungfräulichem Pulverschnee … Wenn der Glücks - Tenor die Wellenspitze (das größte Glück) darstellt,
dann folgt danach automatisch die Abfahrt in das Wellental. Hier beginnt für den Wellenreiter
und Snowboarder das Abenteuer. Er kann und will gar nicht immer oben sein und
darum gehört das ständige auf und ab zum sportlichen Spiel. Es ist wirklich sehr
erhebend, bewusst durch Schnee oder Wellen zu
surfen. Genau so ist das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen.
Bewusst bedeutet für mich, zu wissen was man tut, auch wenn die Anderen es manchmal nicht
verstehen! Dafür wird ein guter Wellenreiter oder Snowboarder bewundert. Er beherrscht ein
Spiel mit den Elementen. Wenn wir das Leben auch so sehen, möchten wir sicher
nicht die ganze Zeit blos auf der Spitze verharren – das wäre doch langweilig. Aber,
gerade oben zu sein ist mit Sicherheit ein Glücksmoment. Der Sport ist genauso im Fluss oder in
Bewegung wie das Leben. Das Leben ist für mich eine Art Hochleistungssport in
Zeitlupe.
Es ist gar nicht so schwierig! Man muss sich selber und sein
Tun Annehmen und akzeptieren, genau so wie man ist. Man sollte dabei auch erkennen, dass man nicht
glücklich werden kann, wenn man immer nur versucht, den Vorgaben anderer Menschen
zu entsprechen um ihnen zu gefallen. Ich surfe nicht wegen der anderen, sondern
weil ich selber den größten Spaß daran habe. Eines ist sicher - Die Welle mag nicht dich, (denn
du bist ihr völlig egal) sondern du bezwingst die Welle und das macht dich
glücklich. Und im Leben? Leben wir für andere oder leben wir für uns, um
glücklich zu sein?
Zurück ins Leben - es
besteht die große Gefahr, sich wegen all
der Anderen selbst aus den Augen zu verlieren. Wie der Surfer oder Snowboarder, der dauernd
vom eigenen Brett fällt. Er ist dann einer von Vielen und ein Looser.
Darum entscheide ich, was passiert. Ich entscheide, welchen
Weg ich gehe. Ich entscheide auch, was mir gut tut und was nicht. Ich bin mir selber
bewusst! Beim Sport bleibe ich ja auch, wenn’s geht, auf dem Brett und genieße dabei
die Wellen oder den Pulverschnee und mein Lebensgefühl!
Um an diesen Punkt zu gelangen, muss ich genug Zeit lang meinen
eigenen Weg gegangen sein, wie der Surfer wissen muss, wie eine Welle
funktioniert. Es ist also ein Lernprozess, der normalerweise eine gewisse
Lebenserfahrung und Reife erfordert. Der alte Spruch – „es ist noch kein Meister
vom Himmel gefallen“… stimmt darum. Wer
Angst vor dem Wasser hat, kann nicht surfen! Das gleiche gilt für Schnee. Und
im Leben ist es auch so. Wer ständig mit sich selber im Unklaren ist, findet
keine Glücksmomente. Er versinkt in der Masse und ist frustriert! Frustriert
und Traurig zu sein, sind zwei verschiedene Dinge. Im Sport probiert man es
erneut, bis es klappt. Es geht mir dabei nicht um ein Tor wie im Fußball, sondern um
mich mit meinem Brett um die
Naturgewalt zu beherrschen. Also kein Grund, Frustriert zu sein. Warum also all
Frust im Leben? Solange man atmet, kann
man üben. Dann klappt es auch mit dem
Glück! Alles andere zählt nicht und ist lediglich was für Looser.
Der junge Mensch misst sich zu oft an den Anderen, weil er auch
dazu gehören will. Er glaubt das zu brauchen und er braucht scheinbar den Zuspruch seiner Freunde. Ab einem gewissen
Zeitpunkt hat er das nicht mehr nötig, wenn er den Zeitpunkt selber erkennt. Das
ist der sogenannte Moment der Wahrheit. Er bleibt auf dem Brett auch wenn das
Meer um ihn herum wild und aufgebracht ist. Er hat es im Griff und nicht nur
die Wellenspitzen. Im Leben steht er nun seinen Mann und kennt das Glück. Auch wenn Andere das nicht so sehen. Ich mag
keinen Fußball und der Spruch mein Haus, mein Auto, mein Boot (oder meine Frau,
mein Job, meine Freunde, mein Bankkonto…lässt sich beliebig erweitern) ist mir zuwider.
Neid - Attacken sind der Grund für
soviel Elend… ich mache da nicht mit.
So konnte ich mich von allen vermeintlichen Zwängen befreien, alle
Masken ablegen, um endlich ich selbst zu sein. Das ist für mich ein gutes
Leben oder die perfekte Welle! Und auch
die vergeht…und die nächste ist schon im anrollen!...
Nachtrag…
Ich lebe seit Jahren fast am Meer aber ich bin seit diesen jungen Jahren auf kein Surfbrett
mehr gestiegen. Warum nicht? Es ist mir noch nicht ganz klar geworden aber ich
habe es in all den Jahren nicht vermisst. Auch das Snowboarden vermisse ich
übrigens nicht. Ich glaube es hat damit zu tun, weil für mich das ganze Leben wie der
Ozean oder der verschneite Berghang ist.
Ich rede bewusst nicht von der Piste, wo all die anderen rumkurven. Ich brauche
kein Brett zum Surfen – gerade ersetzt meine Tastatur das Brett. Ich schreibe
diesen Beitrag und das Gefühl dabei ist wie ein toller Ritt auf der Welle. Oder
wenn ich was Leckeres für meine Gäste koche ist das auch wie surfen. Wenn ich
mit Leuten durch die Natur von Samaná wandere und sehe wie gut denen das
gefällt, ist das wie die perfekte Welle.
Eigentlich surfe ich jeden Tag.
das ist darum eine tolle Montage |
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