Ich bin nicht alt….
Ich bin reale 56 Jahre alt und das sind zwar schon eine ganze Menge
Jahre. Aber was mir nicht passt ist der
Begriff alt – alt ist eine Wertung! Was bedeutet alt im Zusammenhang mit
Menschen…. Hat es was mit altem Eisen zu tun? mit verbraucht, krank, nicht mehr
vollwertig oder eher mit schützenswert, historisch, bedeutungsvoll oder
erhaltenswert?
Ich bin sicher nicht mehr jung – ich empfinde mich in einem Schwellenalter! Ich empfinde es als ein gutes
Alter! Es ist ein Alter, in dem ich gleichsam bewusst nach hinten und auch nach
vorne blicke was ich vorher nicht so bewusst gemacht habe!
Was sehe ich hinter mir? Mein bisheriges Leben, welches sich
zum Teil bereits in einer Art zeitiger
Wolke oder Nebel von mir verabschiedet. Dinge und Geschehenes verschwinden als
seien sie nicht mehr so wichtig für mich und ich vermisse sie auch nicht, wenn
ich ehrlich bin! Ich erkenne, das Ich gar nicht jünger sein will… früher habe
ich das sicher anders gesehen! Ich finde das heute gut so!
Und was sehe ich vor mir? Den gleichen Nebel oder dieselbe
Wolke, der sich vor mir aber mehr und mehr lichtet… ich sehe dort viele schöne Dinge und
auch andere Dinge. Vieles ist hell und deutlich und wenn
ich es nicht verdränge, sehe ich dort auch Dunkelheit!
Ich habe keine Angst vor Dunkelheit und ich frage mich –
Hattest du früher Angst im Dunkeln? Eigentlich nicht, denn ich war mein bisheriges
Leben lang stets auf Neues gespannt und schon
immer neugierig. Das Dunkel war bis jetzt bloß das Gegenteil von hell; mehr nicht!
Angst vor der Zukunft
hatte ich noch nie. Nein… es kommt was
kommt. Und wenn dann auf einmal gar nichts mehr kommt, dann ist das einfach so!
Ich lasse mich nach wie vor gerne überraschen.
Ich sammle schon immer gerne… Ich bin der Typ Sammler! Erfahrungen waren für mich aber nie Sachen,
die man wie Briefmarken sammelt, um sie in sein imaginäres Album zu kleben– ich
sammle heute andere Dinge wie früher! Eventuell sammle ich vor allem Momente
aller Art, Momente, an die man sich im richtigen Moment irgendwann erinnert
oder Momente, die einem den weiteren Weg
weisen. Gute wie auch weniger gute Momente!
Sie haben alle ihren Sinn.
Das Leben ist der Weg. In meinem Leben ist und war der Weg das Spannendste für mich. Ich bin ihn lange
ohne groß darüber nachzudenken gegangen. Heute ist das anders! Wünsche habe ich solange ich denken kann. Heute
sind das aber ganz andere Wünsche, wie auf dem bereits zurückgelegten Weg. Mein
großer aktueller Wunsch ist Zufriedenheit und mein persönlicher Frieden! Der Frieden mit mir selber
und meinem Drumherum ist mir sehr wichtig. Es liegt größtenteils an mir, ob es bloß
Wünsche bleiben oder ob ich daran
arbeite. Das habe ich auf meinem Weg gelernt.
Es gibt einfache Wünsche und die Wünsche, die man sich fast
nicht zu wünschen traut. Meine Wünsche
sind heute viel weniger materieller Natur. Denn materielle Wünsche haben
meistens mit Dingen zu tun, die man mit Geld kaufen kann oder muss. Ich bin
nicht reich an Geld, stattdessen bin ich reich an erlebten Momenten, spontanen
Dingen und vielen Überraschungen – Positive wie auch Negative.
Ich habe im Lauf der Zeit auf meiner Wanderung gelernt, den Wegrand gut im Auge zu behalten; das war nicht immer
so! Man sieht da so viel, wenn man sich
bewusst ist und das bin ich mir heute! Man
sieht dort Erbauliches und auch sehr Hässliches. Das Verhältnis ist relativ
ausgeglichen. Da mein Leben aber eine Wanderung ist, gehe ich einfach weiter,
wenn mir etwas gar nicht gefällt. Wenn der schöne Moment für eine spannende
Rast da ist, verweile ich so lange wie möglich in diesem Augenblick. Aber ich
weiß, ich muss weiter.
In all den Jahren wurde mir nie klar, was das Ziel der Wanderung ist. Heute glaube ich nicht mehr an Ziele und
schon gar nicht an ein großes Ziel – Mein Weg hat kein Ziel…. Es ist diese Wanderung
an sich! Ich reise heute mit leichtem Gepäck.
Ich bin nicht alt…. doch ich bin alt und jung zugleich! Ich
glaube wenn man sich alt fühlt, dann läuft etwas falsch… der Begriff alt ist
falsch, denn er hat keinen guten Nachgeschmack – er ist eine Wertung oder schlicht
eine Anmaßung meistens anderer! Es hat auch nichts mit Gebrechlich zu tun… denn
mein Körper und mein Geist ändern sich nicht von heute auf morgen, wie bei
einem Unfall. Man geht automatisch langsamer und irgendwann ist der Weg wohl
einfach zu ende. Er ist keine Sackgasse – was dann kommt, das weiß niemand, auch wenn
viele zu wissen glauben, was dann kommt. Ich Maße mir das nicht an! Ich bin bloß
gespannt.
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