Es ist Sonntag und wir genießen „die Ruhe nach dem Sturm“? Eine tropische Depression (ein Babyhurrikan) hatte uns hier die letzten Tage ganz schön auf Trab gehalten und Unmengen an Regen beschert. Der Regen war überfällig, aber warum so viel auf einmal? Christobal (so heißt der Sturm mittlerweile) zog Gott sei Dank weiter und versucht jetzt sein „Glück“ über den Bahamas! Die Ruhe danach ist stets beruhigend und die Luft ist dafür heute herrlich rein und wunderbar kühl. Eine gute Zeit für meine schrägen Sonntagsgedanken. Ich spinne also wieder mal so vor mich hin und du kannst online via unseren Blog daran teilhaben. Wenn dich das nicht interessiert, dann solltest du genau jetzt aufhören weiter zu lesen!
OK, worum
geht´s? Ich dachte sehr lange, ich und mein so tolles Leben seien relativ bedeutungslos!
Das ist jedoch ein Trugschluss… Kein
Leben ist bedeutungslos – es ist bloß mehr oder weniger weltbewegend. Durch meine
Worte, egal ob geschrieben oder einfach gesagt und meine Handlungen verändere
ich nicht nur mein Leben ständig sondern auch das
Leben Anderer; das kann sich positiv wie auch negativ auswirken. Wir alle leben
nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung!
Die Halbinsel
Samaná hat es mir bekanntlich schon lange angetan, denn ich schreibe darüber
seit 1999. 15 Jahre im Namen von „Dornröschen“ – so nenne ich diesen Flecken
Erde in Bezug auf das bekannte Märchen, bei der die verzauberte Prinzessin in
ihrem Turm im Zauberschlaf liegt und nur durch einen Prinzen wachgeküsst werden
kann. Ich bin zwar kein Prinz aber ich versuche es seither eben – das ist meine
Passion.
Mein Leben änderte sich im Jahr 2004 in Las Terrenas elementar und schlagartig durch (oder nach) einen fatalen Motorradunfall. Ich lebte zu diesem Zeitpunkt bereits 4 Jahre lang „im Paradies“. Ich war mir dessen aber irgendwie nicht mehr so richtig bewusst denn der karibische Alltag mit all seinem Für und Wieder hatte mich voll im Griff. Ursache und Wirkung eben …
Mein Leben änderte sich im Jahr 2004 in Las Terrenas elementar und schlagartig durch (oder nach) einen fatalen Motorradunfall. Ich lebte zu diesem Zeitpunkt bereits 4 Jahre lang „im Paradies“. Ich war mir dessen aber irgendwie nicht mehr so richtig bewusst denn der karibische Alltag mit all seinem Für und Wieder hatte mich voll im Griff. Ursache und Wirkung eben …
Das gelebtes
Leben damals war lediglich wie der Vorspann in einem Film - ich weiß nicht, ob
du das verstehst! Der Vorspann ist der Teil vom Film, den man gerne
überspringt, wenn man ihn schon mal gesehen hat. Man spult soweit vor, bis es
zur Sache geht. 2004 fing also mein Samaná
Dasein erst richtig an! Und was für ein Film das werden sollte? Das war mir damals
noch nicht klar und wenn ich ehrlich bin, weiß ich es heute noch nicht. Auf
jeden Fall kein Actionthriller!
Ich zog mich nach
dem Crash aus meiner bisherigen Art hier zu leben sehr zurück und beobachtete mich selber und mein karibisches Umfeld danach viel genauer. Ich behaupte nicht, das
war ein guter Vorsatz oder ein Lernprozess – es war einfach so. Von da an war es mir ein Bedürfnis mehr hinter die
Kulissen zu schauen. Ende Partytime oder Katerstimmung? Ersteres sicher ja denn
mein Leben sollte von da an viel spannender werden.
Die Menschen,
die schon vorher täglich um mich herum waren,
bekamen einen ganz anderen Stellenwert. Ich glaubte bis dahin nämlich „
gelandet zu sein“. Das ist etwas sehr Menschliches, weil ich mich selber bis
dahin als den Mittelpunkt in meinem eigenen Leben betrachtet hatte. Durch das gewollte verrücken meiner eigenen, bisherigen
Sichtweise stellte ich jedoch fest, das
ich selber für die Menschen dort eigentlich ein Fremder in ihrem eigenen Umfeld
geblieben war und das ich bei ihnen zum Teil sehr viel Unverständnis produzierte. Der
sogenannte Gringo loco! Warum, ich tat vorher nichts Anderes als meine vielen Freunde
vor Ort! Danach aber schon…. Ich blieb zuhaus und mied die Lieblingsbeschäftigung
– das stete Clubbing! Wer was wollte, konnte auch zu mir kommen – ich lebte in
einem schönen Haus im tollsten Garten mit einer Frau fest zusammen. Ich wurde
sesshaft, arbeitete wenn immer möglich an verschiedenen Projekten und schrieb
viel über Dornröschen!
Zurück zu
meinem Bekanntenkreis! Je nach dem, um wen es dabei ging, stieß ich auf Skepsis mir und meinem Tun gegenüber.
Resident ist nicht gleich Resident! Jemand, der monatlich seinen Check wofür
auch immer bekommt und nicht mehr arbeiten muss, der lebt anders als die Leute,
die auch hier ihr tägliches Brot verdienen müssen. Ich hatte auch immer mehr
Bekannte unter den Einheimischen und diese lebten wiederum ganz anders als die
Residenten. Meine damalige Lebensgefährtin war Haitianerin und das Leben in
ihrem Freundeskreis war nochmal ärmer und schwieriger als das der meisten Dominikaner
und der Residenten.
Oftmals wurde
die Skepsis durch die von mir lange falsch verstandene oder falsch interpretierte
karibische Lebensfreude (welche hier überall herrscht) der Leute kaschiert. Es
gibt sie, diese sprichwörtliche Leichtigkeit des Seins – man muss aber sehr aufpassen. Wer gibt schon
gerne zu, dass er in Wirklichkeit mausarm ist und so gut wie nichts zum Essen
hat? Darum machen die Leute hier einem gern was vor. Oft ist die vorgelebte Lebensfreude
nichts als eine Maske und dahinter verbirgt sich pure Not oder etwas ganz
Anderes. Des Weiteren ist hier fast jeder bei allem gern dabei aber wenn etwas
passiert, sind wie auf einen Schlag alle verschwunden. So nach dem Motto: „du
machst das schon richtig, aber gib mir (bitte) nicht die Schuld bei (d)einer
Bauchlandung!“ Bei einem Unfall gibt man gerne Gas und macht sich aus dem
Staub. Das gilt auch für Zeugen… Ich kann „ein Lied davon singen“.
Las Terrenas
platzte im Lauf der Zeit aus allen Nähten. Aus dem beschaulichen Fischerdorf
war ein Moloch geworden- vor allem in den neu entstandenen Barrios, wo
hauptsächlich arme Leute lebten. Menschen aus dem ganzen Land ließen sich
nieder in der Hoffnung auf einen Job oder richtige Arbeit. Mein Freundeskreis
änderte sich und es kamen mehr Dominikaner und Haitianer dazu. Meine
Lebenspartnerin tat mit ihren Bekannten ihren Teil dazu. Sie warnte mich mehr
als genug vor Leuten und hatte meistens recht.
Wenn also Interesse an mir entstand, dann oftmals nur deshalb,
weil viele Menschen hier von Natur aus schlicht sehr neugierig sind oder sich
etwas erhofften. Oft war es nicht mehr
und nicht weniger. Das war nicht immer etwas Schlechtes, es brachte mich aber auch nicht
weiter! Andere Menschen (sehr oft Frauen) erhofften sich etwas von mir, egal ob
ich in festen Händen war oder bin.
Wir ausländischen
und weißen Exoten, für viele Menschen von hier sind wir das, sind wir sowas wie
ein Schlüssel, um die „Türen zu öffnen“, hinter denen diese Leute ein besseres
Leben vermuten. Man kann ihnen das nicht
verübeln. Wir selber fallen auf den „karibischen Bonus“ der Menschen oft genug
selber herein, denn auch wir sind auf der Suche nach dem „Speziellen“. Wir
suchen es jedoch hier „vor ihrer Haustüre“. Viele von den Leuten ( meist sind
es Frauen) von hier wollen einfach nur weg, um in einem vermeintlich besseren Land ihr eigenes Glück zu machen. Ich
selber wollte das jedoch nicht und ich viel somit als Schlüssel oder
Sprungbrett in ein besseres Leben für sie weg. Und das verstanden sie oft
nicht. Wie kann man hier auf Dauer leben wollen!
Durch das
genauere Hinsehen stellte ich fest, das es nicht nur mir so ging. Praktisch
alle Leute um mich herum lebten ähnlich mit und aneinander vorbei, genau wie ich vor meinem Crash. Ich ging sogar noch einen Schritt weiter. Nur Wenige in
meinem heutigen Bekanntenkreis wagen sich so weit auf die tragenden Äste
hinaus. Ich gebe zu, das ist nicht ungefährlich. Ich hatte bis jetzt Glück! Heute
lebe ich selber mittendrin. Zwar seit fünf Jahren nicht mehr in Las Terrenas
aber hier bei Las Galeras in Arroyo del Cabo – mit all dem Für und Wieder und dieses Leben
macht mir sehr großen Spaß.
Ich änderte
mein komplettes Leben und bekam dadurch die dafür nötige Bodenhaftung. Ich
merkte, wie sich die Sicht der Menschen mir gegenüber mehr und mehr veränderte.
Das war und ist eine sehr positive und schöne Erfahrung für mich! Einige Leute und
Freunde dagegen verließen bewusst oder
aus der veränderten Perspektive heraus mein Leben und Freundeskreis. Reisende
soll man nicht aufhalten, sagte ich mir, denn ich setze heute andere Prioritäten. Zum
Teil schmerzte mich das, aber Ich war erwacht und das geht mir bis heute so!
Heute sehe ich neben meinem direkten Umfeld auch meine
eigene, für viele Jahre aus den Augen verlorene Familie und zum Teil weit
entfernt lebende Verwandte und die wenigen mir verbliebenen Freunde aus alten
Tagen in einem anderen Licht. Ich fragte
zuerst mich und danach sie – bist du noch wichtig für sie? Wenn nicht, dann
sollte es eben so sein! Andere Leute und das sind eigentlich mehr Menschen als
je zuvor, kamen zurück in mein Leben oder sie traten neu in mein heutiges Dasein.
Das war und ist eine sehr schöne und vor allem spannende Erfahrung. Dann gab es
auch diejenigen, die eigentlich alles falsch verstanden hatten – das war und ist sehr
schmerzhaft für alle Beteiligten. Es ist der ständige Prozess und der verlangt
seinen Tribut. „Ich mache aus meinem Herz keine Mördergrube“! Manchen Menschen erscheine ich via Internet
lediglich als karibischer Exot. Das kann dann schon mal zu Trugschlüssen und
Missverständnissen führen. Ich habe kein Patentrezept für falsch verstandenes
Fernweh. Manche sind einfach nur urlaubsreif oder mehr und verwechseln das
Leben in der Karibik mit einer Art lockerer Lebenshilfe. All denen sage ich…. Eure
ureigenen Probleme werden hier nicht besser – hier kommt ihr dann erst richtig auf die
Welt! hier gibt es keinen doppelten Boden. Und das kann eine harte Landung werden.
All jene
Menschen jedoch, denen ich heute etwas bedeute,
die sind mein elementarer Reichtum. Dabei ist es für mich egal, ob es real mir
gegenüber sitzende Leute hier in der Casa de Norma sind, meine karibische Familie gehört klar dazu und auch die
vielen Nachbarn, die ich heute habe. Es sind die treuen und immer mehr
werdenden Online – Leser auf FB, meinen aktuellen Webseiten, die nahen (dominikanischen)
oder entfernten, zum Teil wiederentdeckten
Verwandten meiner beiden Familien oder meine alten und neue Freunde aus aller Welt.
Sie alle sind der bewusste und wertvolle Teil meines heutigen Daseins.
Wer es genauer wissen
will, der findet den Weg zu mir und ich hoffe, ihn dann nicht zu enttäuschen.
Das liegt dann hoffentlich weniger an
mir, weil ich keinen Hehl aus meinem
Leben mehr mache, sondern daran, wie er
selber mit seinen eigenen Leben umgeht.
Die Wahrheit ist, dass sehr viele Menschen genau so unbewusst vor sich hin leben,
wie ich es selber vor meinem
Schlüsselerlebnis im Jahr 2004 tat. Ich selber bin froh, das ich diese große
Erfahrung am eigenen Leib und meiner Seele machen durfte. Ich will und werde
darum nicht und bei niemandem für irgendetwas missionieren, denn das ist nicht
meine Aufgabe. Das Zauberwort lautet selber loslassen zu können. Und das meine
ich in jeder Hinsicht.
Ich habe mir selber
und für meine Leute hier etwas
erschaffen. Einerseits ist es ein realer Ort und online ist es eine virtuelle
Plattform. Ich gebe damit die
Möglichkeit einen „exotischen“ Zwischenhalt einzulegen. Wer hier bei uns in der
„Casa de Norma“ bloß eine Art karibischen Biergarten sieht, der hat mich und
die Idee falsch verstanden. Das kalte Bier wird von uns auf Wunsch sicher gerne
besorgt und etwas Exotisches zum Essen gibt es hier auch… doch, deine Seele
braucht kein Bier und auch keinen gebratenen Fisch – sie braucht ein Ventil…
Es sind hier bei
uns die kleinen Dinge, die zählen, denn Heldentaten gibt es auch hier eher nicht.
Für mich hat sich das Umdenken gelohnt und das ist mein Vermächtnis!
All den erwachten
oder wachen Menschen aus nah und fern gilt mein tiefer Dank!