Donnerstag, 14. August 2014

Eine Standortbestimmung - Kolumne



Ich bin nicht alt….  Ich bin reale 56 Jahre alt und das sind zwar schon eine ganze Menge Jahre.  Aber was mir nicht passt ist der Begriff alt – alt ist eine Wertung! Was bedeutet alt im Zusammenhang mit Menschen…. Hat es was mit altem Eisen zu tun? mit verbraucht, krank, nicht mehr vollwertig oder eher mit schützenswert, historisch, bedeutungsvoll oder erhaltenswert?

Ich bin sicher nicht mehr  jung – ich empfinde mich  in einem  Schwellenalter! Ich empfinde es als ein gutes Alter! Es ist ein Alter, in dem ich gleichsam bewusst nach hinten und auch nach vorne blicke was ich vorher nicht so bewusst gemacht habe!

Was sehe ich hinter mir? Mein bisheriges Leben, welches sich zum Teil bereits  in einer Art zeitiger Wolke oder Nebel von mir verabschiedet. Dinge und Geschehenes verschwinden als seien sie nicht mehr so wichtig für mich und ich vermisse sie auch nicht, wenn ich ehrlich bin! Ich erkenne, das Ich gar nicht jünger sein will… früher habe ich das sicher anders gesehen! Ich finde das heute  gut so!

Und was sehe ich vor mir? Den gleichen Nebel oder dieselbe Wolke, der sich vor mir aber mehr und mehr  lichtet… ich sehe dort viele schöne Dinge und auch  andere  Dinge. Vieles ist hell und deutlich und wenn ich es nicht verdränge, sehe ich dort auch Dunkelheit!

Ich habe keine Angst vor Dunkelheit und ich frage mich – Hattest du früher Angst im Dunkeln? Eigentlich nicht, denn ich war mein bisheriges Leben lang stets  auf Neues gespannt und schon immer neugierig. Das Dunkel war bis jetzt bloß das Gegenteil von hell; mehr nicht!

Angst vor der Zukunft hatte ich noch nie.  Nein… es kommt was kommt. Und wenn dann auf einmal gar nichts mehr kommt, dann ist das einfach so! Ich lasse mich nach wie vor gerne überraschen.
Ich sammle schon immer gerne… Ich bin der Typ Sammler!  Erfahrungen waren für mich aber nie Sachen, die man wie Briefmarken sammelt, um sie in sein imaginäres Album zu kleben– ich sammle heute andere Dinge wie früher! Eventuell sammle ich vor allem Momente aller Art, Momente, an die man sich im richtigen Moment irgendwann erinnert oder Momente,  die einem den weiteren Weg weisen. Gute wie auch weniger gute Momente!  Sie haben alle ihren Sinn.

Das Leben ist der Weg. In meinem Leben ist und war  der Weg  das Spannendste für mich. Ich bin ihn lange ohne groß darüber nachzudenken gegangen. Heute ist das anders!  Wünsche habe ich solange ich denken kann. Heute sind das aber ganz andere Wünsche, wie auf dem bereits zurückgelegten Weg. Mein großer aktueller Wunsch ist Zufriedenheit und mein  persönlicher Frieden! Der Frieden mit mir selber und meinem Drumherum ist mir sehr wichtig. Es liegt größtenteils an mir, ob es bloß Wünsche bleiben  oder ob ich daran arbeite. Das habe ich auf meinem Weg gelernt.

Es gibt einfache Wünsche und die Wünsche, die man sich fast nicht zu wünschen traut.  Meine Wünsche sind heute viel weniger materieller Natur. Denn materielle Wünsche haben meistens mit Dingen zu tun, die man mit Geld kaufen kann oder muss. Ich bin nicht reich an Geld, stattdessen bin ich reich an erlebten Momenten, spontanen Dingen und vielen Überraschungen – Positive wie auch Negative.

Ich habe im Lauf der Zeit  auf meiner Wanderung gelernt, den Wegrand  gut im Auge zu behalten; das war nicht immer so!  Man sieht da so viel, wenn man sich bewusst ist und das bin ich mir heute!  Man sieht dort Erbauliches und auch sehr Hässliches. Das Verhältnis ist relativ ausgeglichen. Da mein Leben aber eine Wanderung ist, gehe ich einfach weiter, wenn mir etwas gar nicht gefällt. Wenn der schöne Moment für eine spannende Rast da ist, verweile ich so lange wie möglich in diesem Augenblick. Aber ich weiß, ich muss weiter.

In all den Jahren wurde mir  nie klar, was das Ziel  der Wanderung ist.  Heute glaube ich nicht mehr an Ziele und schon gar nicht an ein großes Ziel – Mein Weg hat kein Ziel…. Es ist diese Wanderung an sich! Ich reise heute mit leichtem Gepäck.

Ich bin nicht alt…. doch ich bin alt und jung zugleich! Ich glaube wenn man sich alt fühlt, dann läuft etwas falsch… der Begriff alt ist falsch, denn er hat keinen guten Nachgeschmack – er ist eine Wertung oder schlicht eine Anmaßung meistens anderer! Es hat auch nichts mit Gebrechlich zu tun… denn mein Körper und mein Geist ändern sich nicht von heute auf morgen, wie bei einem Unfall. Man geht automatisch langsamer und irgendwann ist der Weg wohl einfach zu ende. Er ist keine Sackgasse  – was dann kommt, das weiß niemand, auch wenn viele zu wissen glauben, was dann kommt. Ich Maße mir das nicht an! Ich bin bloß gespannt. 







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