Wenn
man einen Archäologen nach dem Sinn seiner Arbeit fragt, der die Frage nicht
falsch versteht, bekommt man sicher eine umfassende und fachliche Antwort…
Wenn
man einen Historiker und Soziologen das Gleiche fragt wird er einem was über die
geschichtliche Entwicklung und den heutigen Nutzen einer Sache für die Menschen
erzählen…
Frag
man das einen Kaufhausdetektiv, wird er ihnen, falls er sie kennt, die Maxime
des Unternehmens erläutern, um sie danach mit gemischten Gefühlen stehen zu lassen.
Er müsse arbeiten….
Wenn
ich den Besitzer eines der alten und halbverfallenen Häuser von Sanchez frage,
was eigentlich Wertschätzung sei, wird er mir wahrscheinlich sagen, das ihm leider
das Geld für mehrere Camions Zementbausteine, Zement, Armierungseisen, ect
fehlt. Eventuell entschuldigt er sich für den schlimmen Zustand seines alten Hauses.
Aber wenn dann irgendwann das neue Haus steht, soll ich ihn auf jeden Fall wieder
besuchen kommen! Koloniale Holzhäuser – so ein alter Schrott!
Historiker
haben was mit in alten Büchern und in Archiven rumstöbern zu tun. Das ist die
landläufige Meinung. Bauherren haben meistens klare Vorstellungen von ihren
Projekten. Internationale Touristen, die z.B. langersehnt endlich Europa
besuchen, lieben vor allem gut renovierte alte Schlösser, schmucke Ortschaften
und historische Städte. Das wissen sie zu schätzen und bewundern diese toll
renovierte Kultur. Und umgekehrt, wie läuft das hier bei uns?
Aus
den bunten Katalogen der Reiseveranstalter und aus den meisten Webseiten ist
der Begriff vom „karibischen und typischen Fischerdorf Las Terrenas“ langsam
verbannt, wenn es dabei um das Las Terrenas von heute geht. Las Terrenas ist schließlich
die touristische Metropole der Halbinsel Samana. Heute nennt man den Ort in
einem Zug mit Cabarete, Boca Chica, Sosua, ect.
Historie?
Dafür habe man Santo Domingo! Geballte Historie sozusagen! Der „kleine“ Samana Ort
Sanchez wird stattdessen nur recht selten oder höchstens am Rande und meistens im
Zusammenhang mit einer Tour nach Los Haitises erwähnt oder besucht. „The rotten
Charme of Sanchez!“ Der Ort genießt somit weniger Wertschätzung, was eigentlich
völlig unbegründet ist, denn es gibt fast keinen geschichtsträchtigeren Ort auf
Samana. Kennen sie Sanchez? Man muss sich da hineindenken!
Samana
oder Santa Barbara bemüht sich seit geraumer Zeit vehement, einen guten Eindruck
bei den tausenden Tages - Gästen zu machen. Das sind vor allem die vielen
Kreuzfahrttouristen, die den Ort via Landgang in der rund halbjährigen Kreuzfahrt
- Saison von November bis Mai ansteuern und „kennenlernen“.
Wenn
man in Santa Barbara im kulturell sehr interessanten Walmuseum nachfragt, wie
viele der tausenden Tages - Touristen sich dorthin letztlich verirren, erhält
man eine klare Antwort. Wenn die Buckelwale statt zu singen, sprechen könnten,
würde man von ihnen wahrscheinlich auch eine klare Antwort bekommen. Ob das jedoch
die professionellen und lokalen „Walflüsterer“ interessiert, steht auf einem ganz
anderen Blatt. Das Gleiche gilt für die lokalen Straßenverkäufer, die einem in
der kurzen Walsaison zu einer Whalewatchingtour überreden wollen. Historische Attraktionen
in Santa Barbara? Heute geht man ins Taino Museum – das ist geballte Historie. So
zumindest sehen das die Anbieter auf den Kreuzfahrtschiffen und die Verkäufer hier
an Land und vor Ort. Samana Brücke, Englische Kirche, die Amerikaner von Samana
– wen interessiert denn das?
Wenn
man im Moment die Ladenbetreiber im karibisch bunten Pueblo Principe, dem neue
Wahrzeichen von Santa Barbara fragt, wie es ihnen geht, dann schlagen viele von
ihnen die Hände über dem Kopf zusammen, sofern sie überhaupt selber da sind. Tote
Hose, nix los, keine Kunden…! Wenn´s dann aber wieder zur Sache geht und so
eine riesige Aida (bekanntes Kreuzfahrtschiff) oder gleich zwei in der Bucht
liegen, kann man eine ähnliche Beobachtung machen. Denn dann sind sie alle da, all
die lizenzierten Verkaufsstandinhaber, die fliegenden Händler, die Taxifahrer
mit Taxi und Kleinbus und praktisch alle großen und kleinen lokalen Touranbieter.
Die Devise der Gäste, die da rumlaufen scheint aber zu lauten: Gucken ja…
kaufen doch eher nicht…. Warum? Zu teuer, zu viel Ramsch auf einem Haufen und
vor allem – die meisten verkaufen ja das Gleiche!
Nach dem man am 10 Souvenirstand vorbeispaziert
ist, hat man eigentlich alles gesehen…Und jetzt? Ein Ami meint lapidar …. diese vielen Bilder
sehen irgendwie alle gleich aus! Das gleiche stellt auch der Russe oder
Österreicher fest und der ärgert sich, dass er an Bord nicht die angebotene ATV
Quadtour z.B. nach El Valle gebucht hat. Oder mit dem Boot auf die Cayo Levantardo
oder in den Nationalpark Los Haitises. Das meinte zumindest der nette Verkäufer
im Tourbüro an Bord. Dort verkauft man die Halbinsel Samana im sieben Stunden
Takt, denn solange sind die Leute hier unterwegs, bevor es weitergeht zur
nächsten Insel und dem nächsten Hafen mit Landgang.
Also
die Quadtour? Das sei schließlich was für richtige Kerle. Wenn´s so richtig
schön trocken auf der schlechten Piste ist, regt sich der „sportliche“ Quadpilot
über den wahnsinnigen Staub auf. Er vermisst eine Schutzbrille, Kopfbedeckung
und einen Mundschutz. Es sei denn, er bekommt
vom Veranstalter einen Helm. Die Gattin klammert sich derweil hustend an ihn. „Vor
lauter Staub sieht man ja gar nichts…“ brüllt sie ihm ins Ohr. Sie sehen scheinbar auch nicht die Kinder am Straßenrand,
die da die Hände hochhalten und Dollar, Dollar rufen. Aber das ist eine andere
Geschichte und eine Unsitte der Kinder. Aber eben, viele machen es – das verstehen
sie unter Tourismus. Was die Eltern dazu sagen, will ich hier nicht
interpretieren.
Staub
ist nicht gut fürs Geschäft! Soviel ist klar, genauso wenig wie tiefe Schlammlöcher
bei Regen oder danach. Die zum Teil extrem schlechte Piste fordert ganz davon
abgesehen ihren Tribut. Das wissen die Vermieter! Aber das ist ATV. Die Tour
war eigentlich „für den Arsch!“ Das meint so mancher Kreuzfahrtgast am Abend; wieder
zurück an Bord seines Traumschiffes. So resümiert er nach der reinigenden
Dusche an der Bordbar zum Thema persönliche Wertschätzung. Historische Bauten
habe er eigentlich überhaupt nicht gesehen, dafür aber viele bunte und gemalte Bilder,
die alle irgendwie vom selben Maler stammen müssen. Eine Menge bettelnde Kids am
Wegrand seien vor allem seiner Frau aufgefallen und durch den Staub hatte er dafür
ständig den Hintern der Frau des ihm vorausfahrenden Mitreisenden im Blick. Man
kann sich schließlich nicht alles aussuchen, denkt er bei sich! Ach ja, viel
Natur – so schön grün war’s dort und die Playa von El Valle war wirklich sehr
schön, noch so völlig unverbaut. „Wie lange das noch so sein wird?“ wirft seine
Frau fragend ein… sehr gute Frage, gnädige Frau!
Der
versierte Barmann bereitet bereits die nächste Runde für „seine“ Gäste vor. Sie
sitzen jeden Abend zur gleichen Zeit hier an der Deck - Bar und die Frau des Amerikaners
meint versöhnlich, „Jonny – ohne sie und ihre leckeren Drinks wäre diese
Kreuzfahrt eigentlich nur halb so schön!“ Die anderen stimmen ihr begeistert zu
und Barmann Jonny, der eigentlich Juan - Manuel heißt, freut sich wie jeden
Abend auf das fette Trinkgeld nach dem gemütlichen Gelage. Er stammt aus der Dominikanischen
Republik und lebt schon lange in Miami. An Bord steigt er in Fort Lauderdale,
dem Ausgangshafen der meisten Kreuzfahrtschiffe in der Karibik. Er bedient am
liebsten Amerikaner und Kanadier an seiner Bar – Europäer gäben so gut wie kein
Trinkgeld. Die wüssten seine Arbeit anscheinend nicht richtig zu schätzen…All
Inklusive heißt das zwar, aber Amerikaner wüssten schließlich, was sich gehört.
Das ist für ihn Wertschätzung!
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